Hofqualitäten

Fremdwörter, Fachausdrücke und Abkürzungen, denen man in der Ahnenforschung und Wappenkunde begegnet können hier nachgefragt oder erklärt werden.
Antworten
Benutzeravatar
Tekker
Stütze des Forums
Beiträge: 669
Registriert: 08.06.2006 14:47
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Hofqualitäten

Beitrag von Tekker »

Hallo Gemeinde,

bei diesem Link eines Bauernregisters, den Tymberwolf mir dankenswerterweise wieder ins Gedächtnis gerufen hat, ist von verschiedenen Hofqualitäten die Rede. zu finden sind:
  • Vollmeier
  • Halbmeier
  • Brinksitzer
  • Köter
Hat einer von euch evtl. die entsprechenden Erklärungen parat? Insbesondere, worin sich die einzelnen Begriffe unterscheiden?
Was das dort auftauchende "E" bedeutet, kann ich leider überhaupt nicht erinnern... :(

Das ganze führt mich noch zu einer weiteren Frage: Wie war es um die Verbreitung von Freibauern bestellt? Ganz speziell interessiert mich das für das Amt Wildeshausen. Gab es hier Leibeigenschaft? Bislang dachte ich, dem sei nicht so... Oder lassen die o.g. Begriffe Rückschlüsse auf Leibeigenschaft/Freibauerntum zu?

Ich weiß, alles sehr speziell, aber vielleicht weiß hier ja jemand Bescheid. :wink:

THX :P
Benutzeravatar
T.Schmid
VIP Mitglied
Beiträge: 366
Registriert: 27.07.2005 13:54
Wohnort: 89542 Herbrechtingen
Kontaktdaten:

Beitrag von T.Schmid »

Hallo Tekker,
Ich konnte dies finden:

Brinksitzer: Kleinbauer am Dorfrand
http://wiki.genealogy.net/wiki/Brinksitzer

Vollmeier, Halbmeier:
...Einige übernahmen als Voll- oder Freimeier einen der neuen Pachthöfe, viele blieben (landlos) als Halbmeier oder Klein(e)meier auf ihren Katenstellen sitzen...
http://www.welt.de/print-welt/article30 ... Meier.html

Köter:
Die Höfe der Kötter waren meist am Dorfrand angesiedelt oder von alten Höfen abgeteilt.
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6tter

Schönen Gruß
Thomas
Irmgard
Stütze des Forums
Beiträge: 7018
Registriert: 25.12.2002 15:29

Beitrag von Irmgard »

guckst du hier :

http://www.genealogienetz.de/vereine/OG ... okt_04.pdf

die Bezeichnung voll / halb/ viertel bezeichnet die ERB-Qualität

Bäuerliche Standesbezeichnung sind : Hausmann, Köter, Brinksitzer, Grundheuermann, Heuermann oder Heuerling, Häußling,

Königreich Hannover 1769
Leistungsfähigkeit bezogen auf die Hand- und Spanndienste
Vollhufener Dienst mit einem ganzen Wagen. Im Amt Wildeshausen dient niemand mit 4Pferden. Wer jedoch 4 Pferde hält und mit 2 Pferden dient, ist ein Vollmeier

Halbhufener Dienst mit einem halben Wagen oder 2 Pferden.
Die mit einem Pferde dienen, sind Halbmeier.

Viertelhufener Dienst mit einem Pferde.
Wer zu einem Wagen mit dem 5. und 6. Teil beiträgt, ist ein Viertelmeier.

Köter Besitzt zwar Ackerland, aber nicht soviel, dass er Zugpferde hält.

Brinksitzer Gar kein Ackerland, doch Häuser und Gärten

;-)
Benutzeravatar
Tekker
Stütze des Forums
Beiträge: 669
Registriert: 08.06.2006 14:47
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Beitrag von Tekker »

@ Thomas

Danke, das hat mich doch schon weiter gebracht! Den letzten Link hatte ich dummerweise vorher nur gestreift, weil mich das fehlende zweite "t" letztlich zum Landarbeiter brachte... :?


@ Irma

Jau, Volltreffer!!! Die gute alte OGF, wieso bin ich da nich gleich drauf gekommen!

Dem Text entnehme ich bzgl. meiner Ausgangsfragen nun zweierlei:
  1. Das "E" steht für Erbe, sowohl Voll- als auch Halberbe, also die altansässigen Bauern im Dorf. (Paßt auch, wenn man die Leute kennt :wink: )
  2. Es gab im Amt, zumindest zu hannoverscher Zeit, Leibeigenschaft. (Wußt ich doch, "Welfenland ist Feindesland" :mrgreen: )
Rechtlich waren also all diese Hofstellen gleichgestellt, nur eben unterschiedlich leistungsfähig, und die Hofgröße dürfte mit der Zeit ihrer Entstehung zusammenhängen. Je später, desto weniger Land stand halt zur Verfügung.

Auch lustig zu lesen: "Er nahm beim Umzug sein Haus mit." :lol:
Antworten