Maut, Handel, Wirtschaft und soziale Situation 1820

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Irmgard
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Maut, Handel, Wirtschaft und soziale Situation 1820

Beitrag von Irmgard »

Für und Wider -
ein gesellschftliches Bild der Zeit nach der Napolionischen Zeit, des panischen Krieges, der Entwicklung Amerikas auf den Handel und damit die soziale Situation der Händler, des Gewerbes, der Juden und der Arbeiter.


Mainz, den 9.April 1820
So eben erschien hier das V. Heft des II. Bandes von den Beiträgen zur Beförderung des Handels und der Schiffahrt.
Die Frage:
sind die Mautsystheme in Deutschland die einzige oder Hauptursache des Verfalls des deutschen Handels, ist darin erörtert von Hofrath von Rau durch folgende interessante Bemerkungen:
Will man über den gegenwärtigen Stand der Fabriken und des Handels in Deutschland ein richtiges Urtheil fassen, so muß man die gegenwärtige Lage mit jener vor dem großen Kriegszustande vergleichen. 1)
Damals bezogen die Handels- und Kaufleute der großen und reichen Städte Deutschlands vor den Messen oder im Früh- und Späthjahr ihren Kaffee, Zucker und übrige ost- und westindischen Produkte aus den Seestädten. Holland versorgte den Rhein, die Britten größtentheils die Elbe und Weser; Fabrikwaren kaufte man in den Messen,auf welche die Fabrikanten sie brachten. Die Krämer kamen zur Zeit der Messen in jene Städte und versorgten sich auf kleine Zeitperioden und nach Verhältnis ihres Vermögensoder Kredits mit den ihnen angemessenen Sorten von Waaren. Sie kauften nicht unmittelbar von Fabrikanten, die sie nicht kannten; sie verschrieben die fremden Produkte nicht von den Seestädten; sie kauften sie vom Frankfurter, Leipziger, vom Kölner Kaufmann; sie waren mit dem Gewinne zufrieden, denen der Detailhandel ihnen zusicherte, nachdem der Großhandel seine Prozente schon davon abgezogen hatte.

In der späteren Zeitperiode gab das abwechselnde Kriegstheater und der größere Bedarf dem Handel in Deutschland eine andere Gestalt. Die gemessenen Vorräthe, die man früher von Messe zu Messe verschrieb, waren bei den Truppenbewegungen von einer halben Million fremder Kriegsvölker und ihres bedeutenden Nachzugs schnell aufgezehrt. Eine große Anzahl anderer Artikel wurde ein weit wichtigerer Gegenstand des Handels. Man legte Militärmagazine an; diese veranlaßten Spekulationsmagazine aller Art.
Man beeilte sich überall Vorkäufe zu machen; jeder wollte hierin der erste sein, und den größten Vortheil vor anderen haben.
Die sonst ein halbes Jahr an ihren Vorräthen verkauften, setzen sie in einer Woche ab; wo dies nach einiger Zeit nicht so fortging, klagte man: der Handel gehe schlecht.
Die Kaufleute legten aller Orten Komtoire (Handels-Büros) an, um die bestellten Lieferungen zu besorgen; sie schickten aller Orten Reisende, um gute Einkäufe zu machen. Diese glücklichen Entreprisen (Geschäfte) vermehrten die Speculanten aller Art; jeder wollte den Großhändler spielen und schnell ein Millionär werden. Die Zahl dieser Großhändler vermehrte sich, wie der Sand am rothe Meere; aber die Millionäre nicht in gleicher Zahl. 2)

Den Kleinhandel zu treiben, war eine Schande; man überließ ihn den Juden. Dieses sparsame Volk wußte ihn zu benutzen.
Der außerordentliche Verbrauch der Fabrikwaaren, wozu die des Luxus nicht weniger, als die des Bedürfbisses gehörten, machte die Vergrößerung der Fabrikgebäude und die drei- bis vierfache Vermehrung ihrer Arbeiter nothwendig. Viele neue entstanden. Man bezog nicht mehr mit seinen Fabrikaten die Messen, man setzte alles vor der Zeit ab, die Hände konnten nicht genug arbeiten.
Was etwa übrig blieb oder zurückgelegt werden mußte, bekamen oft die Juden zum Verschleiß im Kleinhandel.
Das Kriegstheater wich endlich von dannen; aber die Magazine waren noch mit Vorräthen aller Art angehäuft, die Fabrikarbeiter überall in großer Anzahl mit voller Bearbeitung des rohen Materials beschäftigt.
Den Detailhandel indessen überall die Juden an sich gezogen, weil er den christlichen Kaufleuten zu gerin war. Diese wußten ihren Vortheil daraus zu ziehen, und vermehrten, in sparsamer Lebensweise ihr Vermögen. Sie wurden jetzt die Großhändler, indem sie den Fabriken aus der Noth halfen, die ihre Waaren unter dem Preise verkaufen mußten, um ihre Arbeiter zu bezahlen.
Letztere hatten den Schaden, jene genossen des Vortheils; diese verarmten, jene wurden reich.
Die Fabrikarbeiter wurden außer Arbeit gesetzt, das Heer der Kommis wurde verabschiedet.
Mit dem Verdienste und der Leichtigkeit des Erwerbs in den Kriegsjahren war der Luxus aller Art gestiegen. Das Geld ging damals von Hand zu Hand. Diese schnelle Cirkulation erleichterte die Ausgabe im Allgemeinen, und schien die Masse des Geldes unendlich vermehrt zu haben.
Allein, nur Wenige hatten große Reichthümer angehäuft, nicht Alle waren glücklich in ihren gewagten Unternehmungen. Viele hatten es groß angefangen: jetzt gingen Wege und Mittel aus, es groß fortzusetzen.
Mitten im Kriege schien das Kontinentalsystem dem deutschen Handel eine furchtbare Sperre anzulegen und doch gewann damals der Handel unendlich; die größten Spekulationen wurden ausgeführt, die Geschäfte auf großen Umwegen und mit vielen Beschwernissen erreicht, der Handel wußte sich die Straßen zu öffnen und den Weg zu sichern, man überzeugte sich, daß die strengste Sperre kein Hindernis des Handels sei, wenn der Absatz keinem Zweifel unterlag.
Wenn jene Sperre, die mit so vieler Strenge behauptet wurde, wenn die dabei gesetzten Auflagen, welche jene aller neuen Mauten bei weitem überstiegen, dem Handel und Verkehr nichts schadeten, weil der Absatz unter jedem Preise gesichert war, soll man dann nicht auf die Vermuthung kommen:
Daß die jetzigen Mautsysteme wenigstens nicht die Haupt- und nicht die einzige Ursache des Stillstandes im deutschen Handel seien?
Wenn in den nordamerikanischen Freistaaten, wenn in Großbrittanien und in allen übrigen Staaten von Europa der Handel still liegt, wie in Deutschland; wenn dort die alten Handelsgesetze und Freiheiten unverändert - wie früher - bestehen, und doch der Absatz, mithin der Verkehr aller Art vermindert ist:
soll man unter solchen allgemeinen Verhältnissen, den Stillstand des Handels und der Fabriken in Deutschland - den neubestehenden Mautsystemen zuschreiben? *)
Wenn man überdenkt, daß mit Endigung eines jeden Kriegs, eine Menge Menschen, die sich vor und hinter den Armeen ernährten, brodlos werden müssen;
Daß der Verbrauch unendlich abnehmen muß, folglich die Fabrikation und der Verkauf in das vorige Gleichgewicht zurücktritt; *)
Daß durch die Verwüstungen des Krieges viele Bewohner des LAndes verarmen und in Schulden gerathen;
Daß beim Ende dieses Krieges der Papierhandel die Hauptrolle spielt und allen übrigen Geschäften das Geld entzieht; *)
Daß nach den erschöpften Staatskassen die Regierenden einen Schatz in klingender Münze zu bilden suchen;
Daß nter diesen Umständen noch Hungerjahre hinzukommen, wie jene von 1816 und 1817,
So ist nach meiner Überzeugung der verminderte Handel Folge:
1) des Friedens, wegen des verminderten Verbrauchs: Folge
2) der übergroßen Menge der vergrößerten Fabrikanstalten; Folge
3) der übergroßen Menge von Kaufleuten, die oft genöthigt sind, die Waaren wohlfeiler zu verkaufen, als sie dieselben einkauften, um Geld zu gewinnen, die Einkäufe zu decken. Folge
4) der häufigen Papiergeschäfte, welche den übrigen Handelsspekulationen das Geld entziehen; Folge
5) der Thätigkeit der Juden, die sich des Detailhandels bemächtigt haben und wohlfeilere Preise machen als die Christen. Folge
6) der Luxus der Handelsleute, die von ihrer vorigen Stufe des Großhändlers nicht wieder zum Detailhändler zurückkehren wollen; Folge
7) des großen Heeres der Musterreiter, welche alle Märkte und Messen verderben; Folge
8 ) der neuen Mauten und Zölle; Folge
9) der wohlfeilen fremden Fabrikate, welche noch zum Theil ein besseres Ansehen nach heutigem Geschmack haben.

Wird man nun den vorigen Handel und Flor der Fabriken in Deutschland wieder herstellen, wenn man die inneren Mauten aufhebt, und den Eingang fremder Fabrikate versperrt? (ein Teil der) Ursachen können vielleicht dadurch aufhören.*)
Wenn aber eine strenge Handelssperre an den Gränzen Deutschlands angelegt werden wollte, statt eines mäßigen Zolles, so würde eine zehnte Ursache gegen den Flor des deutschen Handels sich herausstellen.*)
Für wen ist gesorgt, wenn ein solches Sytem in der Strenge ausgeführt wird, wie man in deutschen Zeitungen davon spricht. Einige Fabriken würden dabei gewinnen; der Handel würde dabei verlieren. Es ist die Frage: ob der Handel nicht mehr bei einer allgemeinen deutschen Gränzsperre verlieren wird, als der Fabrikant dadurch gewinnt; *)
Wo sind die letzten Reste des deutschen Handels in Deutschland noch zu sehen? Einzig in den freien Städten, wo jeder Gattung von Handelswaare ungehindert Ein- und Ausgang gesichert ist. Lege man eine strenge Sperre - wie man sie haben möchte - an die Gränze von Deutschland, so wird der Handel von Deutschland eine Krämerei, die Ströme werden veröden, und die Bauerkarren werden die Waaren auf den verfallenen Landstraßen verführen. Güterwagen mit breiter Spure werden unnöthig sein; sie mögen die gebahnten Wege nicht zu tief einschneiden, weil sie leer nach Hause gehen können. Die inländischen Fabriken bekommen das Monopol, die Fabriken machen die Preise ohne Konkurrenz- wenigstens für die besseren Erzeugnisse.
Staaten, die ihre Industrie und ihr Kommerz auf sich selbst und blos auf das Innere beschränken, bleiben in Allem zurück.
Ist das Freiheit des Handels, wenn man Deutschlands Handel auf sich selbst zurückziehen will?
Kann man ein gutes Mautsystem an der Gränze von Deutschland erwarten, wenn eine Association von Mautnern die Gränze in Admodiation ( http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/a/ka00659.htm) nehmen will?*)
An den Thoren aller freien Städte war früher und ist heute noch eine schwere MAuth - ein großer Ein- und Ausgangszoll aller Waaren, mistens nach dem Zentner. Niemand klagt über diese Abgabe als ein Handelshinderniß. In geringen Städten finden sich dergleichen schwere Auflagen selbst beim Eingange der Landesprodukte, ohne daß ich desfalls Klage vernommen habe; es sind alte Herkommen, man ist daran gewöhnt. Jetzt entstehen an andeen Orten dergleichen neue Abgaben und man belangt sie ohne Ausnahme als die Ursachen des Verfalls der Handlung und aller Gewerbe. Daß solche neue Auflagen jetzt nachtheiliger sind, als jemals, stelle ich nicht in Abrede; daß es besser wäre, sie abzuschaffen, oder doch in vielen Ansätzen herabzusetzen - daß selbst viele Ansätze unverhältnismäßig und nachtheilig sind, bezweifle ich nicht; aber ich wiederhole nur, daß hierin nicht allein der Verfall des deutschen Handels zu suchen ist."

*In vorstehenden Aufsatz des Herrn Hofraths v. RAu sind der Redaktion nachfolgende Notizen eines Sachkundigen als Anmerkungen eingesandt worden:
Irmgard
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RE: Maut, Handel, Wirtschaft und soziale Situation 1820

Beitrag von Irmgard »

Zu 1) Eine solche Erörterung ist jedoch nur den Unbefangenen möglich, und nicht denjenigen, die von den Fürsten erwarten und verlangen, was sie ihnen nicht geben können, und sich selbst mit windigen Vorspiegelungen täuschen. Wer wollte nicht wünschen, daß die Gewerbe aller Art auch durch freie Transit und Aufhebung oder Minderung der Mauthen im Innern immer mehr in Deutschland blühen möchten. Nur nicht durch Mittel, die taube Blüthen geben oder Giftfrucht erzeugen. Die giftigen Früchte zeigen sich in England in Manchester, Glasdow und in Paisley. Die wahren Patrioten in Deutschland sind nicht lüstern nach einer Blüthe, die solche Frucht bringt. Vor Treibgewächsen haben wir uns in unserem Gewerbswesen vorzüglich zu hüthen.
Der Wohlstand des Bürgers und Landmanns in Deutschland hält noch immer eine Vergleichung mit dem in den meisten anderen Ländern aus und ruth auf einer festeren Basis.
Erzeugung und Gewinnung der Befriedigungsmittel nothwendier und täglicher Bedürfnisse an Nahrung, Kleidung (Leinen- und Wollenzeug), Feuerung, Geräthscftan, Baumaterialien u.s.w. - Verarbeitung derselben für den täglichen inneren Gebrauch durch zeitgemäß eingerichtete Handwerkszünfte (mit goldenem Boden) (deren Erhaltung wohlhabende Bürgerfamilien gründet, da hingegen bei glänzenderen Fabrikanstalten ausländischer Stoffe der reiche Fabrikherr oft von einer Schar siecher Arbeiter umgeben ist, welche bei Stockungen, die keine Staatsgewalt hindern kann, dem Elende preisgegeben sind) der unscheinbare tägliche Verkehr zwischen Land- und Stadtbewohnern und der letzteren unter sich - die Erhaltung der durch die Natur der Sache hervorgerufenen Abstufungen zwischen Großhändler, Krämer und Höker, sind die sichersten Mittel eines von den Verfügungen des Auslandes unabhängigen Wohlstandes, und die Mittel zur Beseitigung der Hindernisse die große Aufgabe des Staatshaushaltes.
Aller Erwerb, welchen die Befriedigung des Luxus veranlaßt, ist unbedeutend im Vergleich mit dem durch die täglichen Bedürfniss der unteren Volksklassen hervorgerufenen.

Zu 2) Seit einer Reihe von Jahren ist unter dem Handelsstande nur eine Stimme: Die Zahl der Kaufleute ist zu groß.
Wie leicht ist die Anwendung dieses allgemine Anerkannten Satzes auf den Zustand der Fabrikgewerbe überhaupt, welche in allen Ländern, man kann sagen: schauderhaft , zugenommen. Und so wi man jungen Leuten, die sich dem Kaufmannsstande widmen wollen, oft sagt: wählt einen anderen Stand, das Gleichgewicht ist nicht mehr da; könnte man nicht eben so den Gewerben sagen: ihr müßt wieder auf euer natürliches Niveau zurück, eher ist kein Heil?
Wie die Ausgabe nach der Einnahme, so muß die Fabrikation, wie der Handel, sich nach der NAchfrage richten.

Zu 3) Wenn es möglich wäre, Mohren weiß zu waschen, so ist dieser Satz überführend. Was hat England jetzt von der Höhe seiner Fabrikation? Ganze Armeen von Fabrikarbeitern greifen zu den Waffen, um das mit Gewalt und Raub zu erzwingen, was ihnen die Gewerbe nicht mehr geben. Eine zahlreiche Menschenklasse, die nur von der Hand in den Mund lebt, ist auf der Stelle am Bettelstab, wenn das Gewerbe, wovon sie lebt, nur kurze Zeit stockt. Auch die neuesten Nachrichten aus Frankreich melden die wieder nothwendig werdende Entlassung vieler Fabrikarbeiter. Wie weit vernünftiger ist es also, alles Streben nach eigner Aneignung der Fabrikation zu vermeiden. Alles Übertriebene findet früh oder spät sein Ziel. Aber wer jetzt laut etwas der Art sagt, wird nach der neuesten Widerlegungsmanier als undeutsch oder unwissend veridrien (Veridikalität (von lat. veridicus "wahr, durch Erfahrung bestätigt") ; dergleichen, meint man, könne nur ein Fabrikant wissen. Freilich Adam Smith, Lord Lauderdale, Ricardo und Lord Liverpool, Say und viele deutsche Staatsökonomisse sind keine Fabrikanten; aber sie sind immer als Wohlthäter der Menschheit angesehen worden und haben Licht in das Gebäude des Nationalwohlstandes gebracht. Alle Diejenigen, die auf ein vernünftiges Verhältnis der Staatskräfte und auf vielseitige Untersuchung dringen, sind in den Augen derer, die über ihre Interesen nicht wegblicken können, nur Gegener der deutschen, der guten Sache!
Man darf doch wohl an das Interesse von Millionen von Konsumenten erinnern, wenn das von Tausenden der Fabrikanten sich ihnen entgegenstellt. Man addiere zusammen, was Jene bei der Konkurrenz der Ausländer an wohlfeiler aber besserer Waare jährlich ersparen, und vergleiche es gegen die Summe der reinen Gewinne der Fabrikanten, welche durch Verhinderung der Konkurrenz gegeben wird!
Was wird aus den ersparten Summen Jener? Entweder neues fruchtbringendes Kapital, oder vermehrter Genuß der mit neuer Ermunterung der Produktion.
Was ist aber die Folge der Entbehrung jener durch Verbietung der Konkurrenz gegebenen reinen Gewinne der Fabrikanten? Verminderung der Fabrikation überhaupt? Schwerlich, sondern nur gewisser Zweige, wlche die Konkurrenz nicht aushalten, also für den Boden nicht passen. Was diesen Zweigen entzogen wird, läßt sich auf andere Art der Produktion verwenden.
Korn, Früchte, Wolle, Wein, Bütter, Käse, Victualien aus dem Pflanzen- und Thierreiche u.s.w. sind auch Fabrikate, nur mit größerer Hülfe der Naturkräfte. Hier ist auch noch viel zu leisten übrig, um den Nationalreichthum zu befördern.
Zu 4) Ja wohl, früh oder spät, und je längerdieses Zurücktreten ins Gleichgewicht durch künstliche Mittel gehemmt wird, desto schrecklicher ist hernach der Zusammenbruch des künstlich aufgethürmten.
Zu 5) Jeder Verkehr, der die natürlichen Kräfte eines Landes übersteigt, bedarf des Papiergeldes, das sich nur auf ein unnatürliches Verhältniß basirt, und mit dem Zurücktreten ins Gleichgewicht zu nichte wird.
Zu 6) Die meisten Fabrikanten, wenn sie in ihren Busen greifen, müssen sich selbst sagen: nur durch Untergang einer großen Menge in vielen europäischen Ländern kann ein Gleichgewicht hergestellt werden, oder wir müssen Gott bitten, daß er statt tausend Millionen Menschen, die auf der Erde sind, zweitausend Millionen erschaft, damit sich die Konsumtion verdoppelte.
Zu 7) Sehr richtig für jeden, der nicht verblendet ist.
Angenommen, der Handel mit englischen und französischen Fabrikaten mache izt den zehnten Theil des Verkehrs mit dem Ausland aus, so glaube man doch nicht, man werde durch Aufhebung dieses Handelsregisters nur Ein Zehnthel des gesammten Verkehrs mit dem Auslande stören. Die Zweige des Welthandels sind so in einander verwachsen, daß man durch Ausreißung des einen, ohne es zu wollen, zugleich viele andere mit ausreißt.
Zu 8 ) Ist in die Augen leuchtend wahr, und ist so wie die meisten dieser Punkte in der bekannten, in Bremen erschienenen Schrift : ,,Gedanken über den Handelsverein" u.s.w. zur Genüge entwickelt.
Zu 9) Alles sehr vortrefflich! Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Wenn nun das Experiment einer allgemeinen deutschen Douanenlinie (Anm.:Zoll-Linie) (ein Riesenunthernehmen in der Anlage und in Folgen) gemacht wäre und der Irrthum eingesehen, welche Macht kann dann den tiefer gesunkenen Wohlstand wiedergeben, - das frühere Verhältniß wieder herstellen? Wie Viele müßten dann nicht von neuem große Opfer bringen, die auf die Dauer des Experiments bauend, ihren Erwerb daran gekettet.
Das ist das größte Übel politischer Mißgriffe, daß der Anfang so oft die Fortsetzung gebietet, wie izt in Englang und Frankreich!
Und wer sollte am Ende das verabschiedete deutsche Douanenheer pensionieren?
Wie würde die Bevölkerung der norddeutschen Halden wieder zusammenschmelzen ohne freien Seehandel!
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