Namen sind Schall und Rauch

Einführung in die Namenkunde
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Irmgard
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Namen sind Schall und Rauch

Beitrag von Irmgard »

Dieser Beitrag, verfasst von Irmgard am 22.10.2007, 16:48 Uhr wurde aus den ehemaligen News-Artikeln ins Forum übernommen.

Goethe : Namen sind "Schall und Rauch" sagt Faust zu Gretchen..
- Recht hat er!
- aber "Namen" bringen auch Geld! Und seit Anbeginn aller Zeit läßt Wissen sich besser mit Geschichten verkaufen -pardon- vermitteln und weitergeben. Leider werden die heutigen Menschen mit Geschichten überschwemmt und sie sehen scheinbar nur noch das Vordergründige. Deshalb stehen in Namenlexika die "ahaaa"-Erklärungen immer zuerst und zum Schluß die 'langweiligen'.

Es ist zu unterscheiden, ob die Bedeutung eines Begriffs oder ein Familiennamen erklärt werden soll!

man kann es nicht oft genug sagen:

es ist zu unterscheiden, ob die Bedeutung eines Begriffs oder ein Familiennamen erklärt werden soll.

Begriffe formten sich lange vor den Familiennamen um die Dinge nach Eigenart "begreiflich" zu machen. Um diese Begriffe zu verstehen muß man wissen, wer sie wann wo wie gebrauchte und wie ihre Entwicklung war.
'Greifbar' machen sollen auch Familiennamen, aber nach anderen Regeln, als sie die Vorväter für die Benennung ihrer Dinge hatten.

Ortsnamen sind wie Örtlichkeitsnamen für sich selber aus ihrer Gegebenheit, wie Gründung und Topographie entstanden und veränderten sich je nach Alter und Nutzung.
Familiennamen kennzeichnen die Zugehörigkeit zu einer Sache.
Ohne Rücksicht auf das Alter und die Herkunft wie Zeit und Ort, sozialer Stand können viele FN nicht "verstanden" werden und so entstehen fälschlich Erklärungen wie für landschaftliche Namen oder Dinge ausschließlich nach dem Wortsinn.
Es macht einen Unterschied, ob ein Name vor oder nach 1000n.Chr. oder 1400 n.Chr. auf dem Land oder in der Stadt entstand
Die landschaftliche Erklärung für 'han' ist verglichen wie 'hon' und 'hen' ähnlich gewertet und nur die Schreibweise ist für den Familiennamen interessant, will man die Örtlichkeit/ den Wohnplatz erkennen.

Nun zu den FN=Familiennamen
Warum gibt so viele Namen als Herkunftsnamen auf Orte?
Das erklärt sich einfach. Mit dem Abschluß der Christianisierung (sagen wir um 1000n.Chr.) boomten die Städte und Stadt-Neugründungen und die auf dem Land ausreichenden Namen wurden knapp. Reichte in der aus wenigen Familien bestehenden Dorfgemeinschaft der Hofname oder der PN (evtl. mit Zusatz einer Eigenart) um die Zugehörigkeit zu benennen, so brauchte man in der Stadt mit einer Einwohnerzahl von bereits 10-20.000 Menschen weit mehr und vor allem gravierendere Merkmale. Die personenbezogenen Eigenarten hatten keinerlei Erkennungswert mehr. Wichtig war: woher kommt ES und wo finde ich ES und hat ES keinen dokumentierten Namen, dann rufe ich ES entweder nach:

Hausnamen - Berufsnamen - Herkunftsnamen so ist die Regel!

Hausnamen sind : Heiligennamen= Patronyme; Berufe; Nutzung; Örtlichkeit; Erbauer - wie es auf dem Lande Sitte war und in den Steuerlisten steht. Aber in der wachsenden Stadt mit wachsender und wechselnder Bevölkerung braucht man Variationen zur Unterscheidung Gleicher.
Mit diesen Variationen und der sich den Bedingungen des Umfelds anpassenden lautmalerischen Schreibregeln kommen die heute falschen Begrifflichkeiten.

Nehmen wir das Beispiel 'Hanrei' :

Hanrei -> Hahnerei = Ha(h)ner-ei - /ey ; adj. Suffixe -ei/-ai/-ey /-ay sind gebräuchlich im Niederländischen, im Böhmisch/ Mährischen und im Bodenseeraum wie im lateinisierten Sprachgebrauch.

Hanreic-h -> (h)enric / henrik/ (h)enri(c-h) : den Buchstaben -ch- gab es als Laut nicht und -c-wurde im weichen Ausklang mit einem stummen -h- geschrieben, (gleichzeitig das -i- gedehnt wie -ei-), damit man es nicht als scharfes oder genitives -s- spricht (vergl. -g zur Verstärkung des -g-) und es wird nachfolgend deutlich warum für den sich im Sinn aufsplitternden Begriff 'Han' das -h- eingesetzt wurde.

Ha(h)nrei war gebräuchlich für 'aufgesetzt' - was? Hüte, Hörner, Hahn (auf Henne, Mist) Land auf Moor, Herberge/Heim, Maske = alles immer im Sinne von "Schönsein - oben, ohne festen Halt [han=haben ->baben=oben], schwanken, hangen, henken" - wie Hohn sich "ergießt" und "einen draufsetzt" - so eine Hän-selei ist hanaberi=bittersüß..

Heimerich ->Heinrich = Henry= (H)enri als Namen einer Person = div.Könige = Herr(scher), ein Held - ist schön und obenauf - erklärt sich analog. (2.Silbe rihhi=reich, mächtig )

Die Bildung des FN erfolgte je nach Ort und Zeit.aus :
Hausname aus PN
Vatersname, wo PN zur Identifizierung Tradition waren
Ortsnamen
Örtlichkeitsbezeichnungen
Berufsnamen auf Hühner (Haltung oder Steuer) dürften wenig wahrscheinlich sein, weil die Bildung des FN in dieser Weise unüblich ist.
Einen spöttischen Beinamen aus einer persönlichen Eigenart wie : 'der Gehörnte', der 'Aufsitzer', der 'Franzose', der 'Verhöhnte' sind spätestens bei Ortswechsel abgelegt.

Varianten auf Johannes sind im Sinn gleichzusetzen auf >erhaben< / Gott ist gnädig (niemand sonst ist in der Lage wirklich gnädig zu sein) und sollte den unchristlichen Namen Heinrich "verdrängen", wie die Heiligennamen als Hausname (Patronyme / Metronyme!) das Wissen um die alten Hausgeister ersetzen sollten.

Abschließend:
Namen sind ohne persönlichen Wortsinn - sie sind einfach Adressen!
Weshalb es auch Generationen brauchte, bis die Menschen ihre Nachnamen persönlich nahmen und nun nach einem Sinn suchen.
lies auch: http://www.familie-greve.de/modules.php ... pic&t=6666
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