Nationale Eigenheiten bei Familiennamen

Einführung in die Namenkunde
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Thomas
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Nationale Eigenheiten bei Familiennamen

Beitrag von Thomas »

Dieser Beitrag, verfasst von kirchenweb.at am 28.11.2002, 21:08 Uhr, wurde aus den ehemaligen News-Artikeln ins Forum übernommen.

In jedem Land gibt es spezifische Eigenheiten bei der Namensgebung

BELGIEN:


Belgische Familiennamen sind entweder französischen oder holländischen Ursprungs. Im Norden des Landes ist der holländische Einfluss stärker, der andere Teil des Landes ist eher durch Frankreich beeinflusst.


DÄNEMARK:

Die Mehrheit der dän. Namen sind ursprünglich vom Namen des Vaters abgeleitet und enden mit der Silbe "-sen".

Vor 1870 waren diese Namen nicht erblich und änderten sich in jeder Generation. Der Sohn von Jorgen Petersen erhielt z.B. den Nachnamen Jorgensen. Im Jahre 1904 regte die dänische Regierung die Bevölkerung an, auch andere Formen der Nachnamensgebung zu benutzen. Viele Dänen erweiterten ihren Namen durch Orts- oder Berufsbezeichnungen und verbanden sie mit einem Bindestrich.

Typisch dänische Namen sind unter anderem:
  • * Pedersen
    * Hendricksen
    * Jorgensen
Im Jahre 1250 war der Familienname, bis auf wenige Regionen, überall verbreitet. Als letztes Gebiet wurde Ostfriesland Anfang des 19. Jahrhunderts vom preußischen König gezwungen, die Familiennamen zu übernehmen. Ende des Mittelalters wurde der Familienname erblich.

Die meisten deutschen Namen sind germanischen Ursprungs. Es gibt noch ungefähr 400 altgermanische Nachnamen (z.B. Hildebrand). Mitte des 13. Jahrhunderts wurden germanische Namen durch christliche Namen ersetzt. Dazu kam die Namensgebung nach Regionen und Stämmen (Bayer-Bayern, Schwab-Schwaben).

Nachnamen deutschen Ursprungs sind:
  • * Kreuser
    * Schlüter
    * Schuster .

ENGLAND:


Ende des 13. Jahrhunderts gab es den Familiennamen nicht nur in England, sondern auch in den meisten Teilen von Schottland, Wales und Irland.

Diese Namen waren verschiedenen Ursprungs. Einige Namen wurden aus der Bibel entnommen, oder man benannte sich nach Heiligen und Märtyrern der frühen Christenheit. Auch der normannische und, in geringem Maße, der anglosächsische Einfluss ist zu erkennen.

Englische Namen, die sich über ganz Großbritannien verbreitet haben, sind:
  • * Palmer
    * Weedman
    * Yale
    * Schoolcraft

IRLAND:

Erbliche Namen gibt es in Irland seit dem 10. Jhdt, wurden aber erst im 12. Jhdt allgemein üblich.

Da der Landbesitz durch den Verwandtschaftsgrad bestimmt wurde, gibt es schon seit frühester Zeit genaue Ahnentafeln. Das Interesse an der Abstammung ist auch ein Grund für väterlich abgeleitete Namen, erkennbar durch das "0" oder "Mac".
  • * "0" steht für das alte gallische Wort ,,ua" und bedeutet ,,abstammend von".
    * "Mac" heißt Sohn und wird manchmal ,,Mc od. M" abgekürzt.
Einige irische Namen sind:
  • * McClary
    * Rogan
    * Ryan
    * Tamory

ITALIEN:

Alle italienischen Nachnamen enden mit einem Vokal.

Viele stammen von Spitznamen ab, und dabei blieb es auch, als der Nachname erblich wurde. Etliche Nachnamen sind aus der Tierwelt.

Italienische Namen sind:
  • * Medici
    * Pellicano
    * Rotolo

POLEN:

Das bekannteste Merkmal des polnischen Nachnamens sind die Endungen "-ski" und "-orocki".

Einst benützte nur der polnische Adel diese Nachsilbe, um sich selbst hervorzuheben. Langsam wurde sie dann von der einfachen Bevölkerung übernommen in der Bedeutung von "der Sohn von".

Durch deutschen Einfluss in Polen gab es auch viele deutsche Nachnamen, die aber nach Ende des 2. Weltkrieges in polnische umgeändert wurden.

Polnische Nachnamen sind:
  • * Gorcyzka
    * Pajak
    * Rudzinski

PORTUGAL:

Portugiesische Adlige und reiche Landbesitzer begannen im 11. Jhdt, einen Nachnamen zu tragen. Er wurde aber erst im 16. Jhdt erblich.

Reiche Adlige wählten häufig den Namen ihres Grundbesitzes als ihren Familiennamen und diese Praxis wurde dann auch von der restlichen Bevölkerung übernommen.

Eine ungewöhnliche Form des Nachnamens gibt es in Portugal, aus religiöser Verehrung, wie z.B. "da Santa Maria".

Weitere portugiesische Nachnamen sind:
  • * Henrigues
    * Marques
    * Souza
RUSSLAND:

Jede Person in Russland erhält 3 Namen:
  • * einen Rufnamen
    * einen vom väterlichen Namen abgeleiteten Namen
    * einen Nachnamen
Die meisten Nachnamen entwickelten sich aus Ortsbezeichnungen.

Nach der Revolution 1917 wurden viele der religiösen Namen umgeändert, um sie für die kommunistische Partei akzeptabel zu machen. Die Bauern änderten in dieser Zeit ihre ihnen als Leibeigene gegebenen Namen ebenfalls um.

Beispiele für russische Namen sind:
  • * Droski
    * Kosloff
    * Rosoff
    * Shiroff

SCHOTTLAND:

Während des Mittelalters war die Kindersterblichkeitsrate in Schottland sehr hoch. Aus diesem Grund gab man den Kindern einer Familie häufig ein- und denselben Namen, so dass es mehrere Kinder gleichen Namens in einer Familie geben konnte, wenn mehr als ein Kind überlebte.

Beim Wechsel des Wohnsitzes änderte sich auch der Nachname. Bis Ende des 18. Jhdt behielten die Frauen ihren Mädchennamen, wenn sie heirateten, vielleicht ein Überbleibsel eines noch älteren Brauches: Der Mann nahm den Namen der Frau an, wenn er heiratete.

Schottische Nachnamen sind in 2 Kategorien zu teilen, die des Hochlandes und die des Tieflandes Die Hochlandnamen entwickelten sich langsam und erst im 18. Jhdt endete der Brauch, sich mit dem Namen des Vaters zu benennen.

Die "Clanbildung" war größtenteils verantwortlich für die Erhaltung der alten Lebensweise der Hochländer. Ein Mann trat einem Clan bei, um Schutz zu erhalten und um seine Ergebenheit zu zeigen, adoptierte er dann den Namen des Clans - in den meisten Fällen Mac, gefolgt von dem Namen des Clanoberhauptes.

Im Tiefland entwickelten sich die Nachnamen wie in England, allerdings etwas langsamer.

Einige schottische Nachnamen als Beispiel:
  • * Mawhiney
    * Peebles
    * Rutherford
    * Scrimgeour

NORWEGEN & SCHWEDEN:


Seit Beginn des 10. Jhdt ist es Tradition in Norwegen, 1 Namen zu wählen, der eine Beziehung zum Familienbesitz hat.

Schwedische Nachnamen sind jüngeren Ursprungs und vom Namen des Vaters abgeleitet. In Schweden gibt es so viele "sons", dass die Regierung darum bat, neue Familiennamen einzuführen.

Nach Angaben des Nationalen-Familiennamen-Komitees wurden 56.000 neue Namen anerkannt. Das macht die Urkundenführung in Schweden etwas leichter.

Nachnamen schwedischen, bzw. norwegischen Ursprungs sind:
  • * Hallberg
    * Seaberg
    * Unter, Raske
SCHWEIZ:

Schweizerische´ Nachnamen sind mehrheitlich deutschen Ursprungs und gleichen in vielerlei Hinsicht jenen, die sich auch im alemannischen Dialektgebiet Südwestdeutschlands finden.

Hinzu treten im Westen der Schweiz französische, im Kanton Tessin und Teilen des Kantons Graubünden italienische sowie in einigen Graubündener Tälern rätoromanische Familiennamen.

Die Entstehung der Nachnamen in der Schweiz folgte dabei den gleichen Gesetzmäßigkeiten, wie in den benachbarten Gebieten Deutschlands, Frankreichs und Italiens.


SPANIEN:

Einer Legende zufolge entstanden spanische Namen unter den Christen als Warnrufe vor den Mauren.

Heutzutage sind die spanischen Nachnamen überwiegend von dem väterlichen Namen abgeleitet oder ursprünglich Ortsbezeichnungen. Bevor der Familienname erblich wurde, nahm man meistens den Namen des Vaters als Familiennamen an. Dies wurde ausgedrückt durch die Endsilbe "-es" und "-ez", was "Sohn von" bedeutet.

Adlige übernahmen vorwiegend den Namen ihres Landsitzes, und manchmal wurde dieser mit dem Namen des Vaters kombiniert.

Ein neuerer Brauch ist es, den Nachnamen des Vaters in Verbindung mit dem der Mutter zu benutzen. In diesen Fällen kommt erst der Name des Vaters und wird durch ein "y" oder auch einen Bindestrich mit dem Namen der Mutter verbunden.

Signifikante spanische Nachnamen sind:
  • * Labrador
    * Seda
    * Tirado
SLOWAKEI & TSCHECHIEN:

Tschechische Nachnamen sind mit den polnischen verwandt, haben aber weniger Konsonanten und sind daher einfacher auszusprechen.

Häufig ist ein Nachname von einem Spitznamen oder einer Verkleinerungsform abgeleitet.

Einige tschechische Namen sind:
  • * Hovorka
    * Kostal
    * Melnik

WALES:


Feste Familiennamen sind in Wales erst jüngeren Datums. Bevor sie aus gesetzlichen Gründen zur Pflicht wurden, ließ man sie außer acht und zog die väterlich abgeleiteten Namen vor.

Die Namen einer Generation nach der anderen wurden durch "ap" ("der Sohn von") verbunden. Namen wie "Llewely ap Dafydd ap Leuan ap Griffit ap Meredith" waren nicht ungewöhnlich.

Ende des 19. Jhdt hörte diese Praxis auf, und "ap" wurde nur mit einem Namen verbunden wie zum Beispiel Upjohn und Powell (von Aphowell).

Folgende Namen sind walisischen Ursprungs:
  • * Heavens
    * Mattock
    * Parsons
    * Ryder

mit freundlicher Genehmigung:
Quelle: www.kirchenweb.at, Homepage der Wiener kath. Pfarre St.Peter und Paul-Erdberg & kirchenweb.at
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