Wappenkunde - Einführung

Allgemeine und spezielle Fragen oder Hinweise zur Heraldik.
Antworten
Ramsperger
Mitglied
Beiträge: 1
Registriert: 06.05.2002 11:22

Wappenkunde - Einführung

Beitrag von Ramsperger »

Dieser Beitrag, verfasst von Ramsperger am 22.07.2002, 20:30 Uhr, wurde aus den ehemaligen News-Artikeln ins Forum übernommen.

kleine Einführung in die Wappenkunde von Josef Ramsperger
http://www.ahnen-und-wappen.de

Wappen im eigentlichen Sinne gibt es etwa seit dem 12. Jahrhundert.
Sie waren Erkennungszeichen von Einzelpersonen oder später auch von ganzen
Familien. Das Wort Wappen stammt von dem Wort "WAFFEN" ab. Dies erklärt
sich daher, dass die Ritter ihre Erkennungszeichen (Wappen) auf den WAFFEN
abgebildet hatten. Hauptsächlich waren die Wappen auf den Schilden
angebracht (Einzahl: DER Schild, nicht DAS Schild). Bei der Blasonierung
(Wappenbeschreibung) sind die Seiten rechts und links vertauscht, da aus
der Sicht des Schildträgers -also von hinten- beschrieben wird.

Durch die unterschiedlichen Wappen konnten die Ritter im Kampf
zwischen Freunden und Feinden unterscheiden, da sie unter ihrer schweren
Rüstung nur schwer zu identifizieren waren. Auf den Helmen hatten sie eine
sogenannte Helmzier (Helmkleinod) angebracht. Diese Kennzeichnung der
einzelnen Ritter war jedoch nur in der Zeit anzutreffen, als sie noch in
den Kreuzzügen kämpften oder wenn sie auf Ritter-Turnieren ihre
Fähigkeiten unter Beweis stellen wollten.

Bei diesen Ritterturnieren war ein Organisator, der sogenannte
"HEROLD". Daher der Begriff HERALDIK. Dieser Herold war Kenner der
einzelnen Wappen und überprüfte die Turnierfähigkeit der Ritter. Später,
als es keine Turniere mehr gab, benutzten die Ritter und andere Leute ihre
Wappen, um ihr Eigentum zu kennzeichnen. So wurde das Wappen auf
Pferdedecken, Möbeln, Bettwäsche, Besteck usw. angebracht.

Bei den Ritterhelmen (die auch zum Familienwappen gehören), gab es
verschiedene Formen, je nach Jahrhundert und Stand des Helmträgers. Die
erste Helmform war der oben flache Topfhelm (12. Jahrhundert), darauf
folgte der Kübelhelm (13. u. 14 Jahrhundert). Die verbreitetsten Helme
waren jedoch der Stech- und der Bügelhelm. Wobei früher darauf geachtet
wurde, dass der Stechhelm nur von Bürgerlichen verwendet wurde, während
die Adligen den Bügelhelm für sich beanspruchten.


Wichtige Bestandteile eines Familienwappens

- Schild
- Helm
- Helmdecke
- Helmwulst oder Helmkrone
- Helmzier

Die Helmdecke war ursprünglich eine Art Tuch am Helm zum Schutz vor
der Sonne.

Es gab eine Regelung, wonach ein Wappen auf eine bestimmte Entfernung
(200 Fuß) zweifelsfrei zu identifizieren sein musste. Deshalb galt und
gilt auch heute noch der Grundsatz der Wappen- Einfachheit. Das heißt,
daß der Schild nicht mit zu vielen Dingen überladen werden sollte.


Wappenfarben (Tinkturen)

<TABLE cellSpacing=1 cellPadding=5 width="100%" border=1 bordercolor="#FFCC99"><TR> <TD class="pn-normal" align=middle>.</TD><TD align=middle><IMG src="ahnen/images/schsilb.gif" width=60 hight="64"></TD><TD align=middle><IMG src="ahnen/images/schgold.gif" width=60 hight="64"></TD><TD align=middle>.</TD></TR><TR><TD align=middle>.</TD><TD class="pn-text" align=middle>silber</TD><TD class="pn-text" align=middle>gold</TD><TD align=middle>.</TD></TR><TR> <TD align=middle><IMG src="ahnen/images/schrot.gif" width=60 hight="64"></TD><TD align=middle><IMG src="ahnen/images/schschwa.gif" width=60 hight="64"></TD><TD align=middle><IMG src="ahnen/images/schblau.gif" width=60 hight="64"></TD><TD align=middle><IMG src="ahnen/images/schgruen.gif" width=60 hight="64"></TD></TR><TR><TD class="pn-text" align=middle>rot</TD><TD class="pn-text" align=middle>schwarz</TD><TD class="pn-text" align=middle>blau</TD><TD class="pn-text" align=middle>grün</TD></TR> </TABLE>

Silber und Gold sind Metalle, Rot, Schwarz, Blau und Grün sind Farben.
Im Wappenwesen werden heute im wesentlichen (zumindest im
deutschsprachigen Bereich) nur noch obenstehende Tinkturen verwendet.
Trotzdem gab es auch noch andere, z.B. Purpur und ähnliche.

Eine weitere wichtige Regel bei der Wappengestaltung besagt, dass
niemals METALL auf METALL bzw. FARBE auf FARBE zu stehen kommen soll.
Beispiel: Der Schild ist schwarz. Der Wappenstifter (derjenige, der ein
Wappen neu annehmen will) möchte jetzt in das schwarze Feld ein Kreuz
reinzeichnen lassen). Dieses Kreuz könnte jetzt nur GOLD oder SILBER sein,
da die Feldfarbe eine Farbe (schwarz) ist.


Fragen und Antworten:

<TABLE cellSpacing=1 cellPadding=5 width="100%" border=1 bordercolor="#FFCC99"><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Wer darf ein Wappen neu annehmen? </TD><TD vAlign=top>Jeder. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Sollte man vor der Neuannahme erst nach einem alten überkommenen Wappen suchen?</TD><TD vAlign=top>Ja. Zum Beispiel bei http://www.wappensuche.de/index.html </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Gibt es eine zentrale Stelle, an der alle vorhandenen Wappen verzeichnet sind? </TD><TD vAlign=top>Leider nicht. Es gibt mehr oder weniger grosse Wappenbildersammlungen, aber keine davon enthält alle Wappen. Große Wappenbildersammlungen befinden sich beispielsweise beim heraldischen Verein Herold in Berlin, sowie bei einzelnen anderen heraldischen Vereinen. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>In welchem Wappenbuch sind alle Wappen verzeichnet? </TD><TD vAlign=top>Es gibt jede Menge Wappenbücher. Allein die oft genannten Siebmacherschen Wappenbücher bestehen aus vielen verschiedenen Bänden. Daneben gibt es noch den Rietstap, Kenfenheuer, Fischnaler und unzählige andere. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>In welcher öffentlichen Bibliothek kann ich alle Wappenbücher einsehen? </TD><TD vAlign=top>Wahrscheinlich in keiner. Jede Bibliothek besitzt unterschiedliche Bestände an Wappenwerken. Je grösser die Bibliothek, umso eher finden Sie das gesuchte Buch. </TD></TR><TR class="pn-text"> <TD vAlign=top>Mein Name ist Müller und ich habe in einem alten Wappenbuch ein Müller-Wappen gefunden. Darf ich dieses Wappen führen? </TD><TD vAlign=top>Nur dann, wenn Sie von einem berechtigten Träger dieses Wappens in direkter, männlicher Linie abstammen. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Wie kann ich das feststellen? </TD><TD vAlign=top>Durch Familienforschung: Angehörige befragen, bei Standes- und Pfarrämtern nachforschen. Aus den gewonnen Daten eine Ahnenliste erstellen. Danach prüfen, ob eine direkte Verbindung zu einem Wappenträger besteht. Evt. Mitglied in einem genealogischen Verein werden. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Darf ich das Wappen meiner Mutter führen? </TD><TD vAlign=top>Leider nein. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Durften oder dürfen nur Adlige Wappen führen? </TD><TD vAlign=top>Nein, auch Bürgerliche durften und dürfen Wappen führen. Die Adligen machten jedoch schon immer mehr Gebrauch von diesem Recht. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Worauf sollte ich bei einem Neu-Wappenentwurf achten? </TD><TD vAlign=top>Daß es den heraldischen Regeln entspricht und daß es von einem erfahrenen Heraldiker aufgerissen wird. Daß es eventuell in einer seriösen Wappenrolle (z.B. beim Verein Herold in Berlin) registriert wird. Daß es evt. einen Bezug zur Familiengeschichte hat (z.B. ein redendes
Wappen, Name Hirsch und Hirsch im Wappenbild, dies muß aber nicht sein). </TD></TR><TR class="pn-text"> <TD vAlign=top>Welche Bedeutung haben die verschiedenen Wappenfarben und die anderen Schildbilder? </TD><TD vAlign=top>In den meisten Fällen gibts keine. Jede Farbe ist gleich viel -wert-. Man sollte in ein Wappen nichts nachträglich hineinsymbolisieren. </TD></TR><TR class="pn-text"> <TD vAlign=top>Ist das Wappen nur gültig, wenn ich es in einer Wappenrolle eintragen lasse? </TD><TD vAlign=top>Nein, ein Wappen ist auch ohne Eintragung in eine Wappenrolle gültig. Eine Eintragung in eine Wappenrolle dient nur zur Beweissicherung, daß Sie dieses Wappen als erster geführt haben. </TD></TR><TR class="pn-text"><TD vAlign=top>Das Thema Wappen fasziniert mich. Gibts im Netz eine Art Heraldik-Diskussionsforum? </TD><TD vAlign=top>Ja, z.B. http://www.ahnen-und-wappen.de/wwwforum/index.html </TD></TR></TABLE>

Quelle: Homepage von Josef Ramsperger http://www.ahnen-und-wappen.de
Antworten