Dieser Beitrag, verfasst von M.Waas am 14.11.2004, 12:07 Uhr, wurde aus den ehemaligen News-Artikeln ins Forum übernommen.
Wenn ein Forscher irgendwo ein Wappen findet, so muß er auch die Möglichkeit haben das selbe zu identifizieren. Das ist leider einfacher gesagt als getan, denn Wappen sind nicht einfach zu kategorisieren und danach zu identifizieren. Seit mehreren hundert Jahren suchen Wissenschaftler nach einem praktikablen System ein Wappenschild nach bestimmten Kriterien einzuordnen und nach diesem System auch identifizierbar zu machen. Es gibt verschiedene Systeme, von denen jedes seinen Vorteil leider aber auch wieder gravierende Nachteile hat.
Die meisten Systeme sind nach der Struktur des Schildes aufgebaut, die unterste Stufe ist der ledige Schild, als ein Schild, der nur in einer Farbe oder Metall gehalten ist ohne jegliches Symbol. Dann wird weiter sortiert nach Heroldsbild, also Sparren, Balken usw.! Nun haben es aber die meisten Schilde an sich, daß es eben kein lediger Schild ist, oder die Heroldsfiguren noch von anderen Symbolen begleitet werden, es mehrere Heroldsfiguren gibt, oder der Schild quadriert und nochmals subquadriert ist. Und dann fangen die ganzen Probleme an. Ein einfaches Beispiel:
Ein Schild mit einem Löwen, über alles ein Querbalken. Dieser Schild muß schon in zwei Kategorien eingeordnet werden. Einmal unter Tieren/Löwe, ein zweites Mal unter Heroldsbild/Balken/Querbalken. Es sei denn man entscheidet sich für ein rigoroses Ordnungssystem, daß nach einem sehr starren Muster vorgeht. Dann muß man aber die Systematik 2 Jahre lang intensiv studieren und hat immer noch keinen Durchblick. Wie dem auch sei, es gibt also mehrere Systeme nach denen diese Identifikation möglich ist. Zur Identifikation gibt es Bücher, manchmal Schlüssel genannt oder auch Ordinary nach dem englischen Wort für Heroldsbild. Oder Kartierungssysteme, in denen auf Karteikarten die Wappen nach Schema sortiert sind, wobei jedem Schema eine bestimmte Zahl zugeordnet ist.
In Deutschland dürfte am bekanntesten das Große Wappen Bilder Lexikon sein, genannt der Neubecker nach seinem Verfasser. Darin sind die Wappen des Bürgerlichen Siebmachers nach einem ziemlich verqueren System sortiert. Die Erklärung des Systems erscheint logisch, was aber nur dem ersten Anschein nach so ist. Nach mehrjährigem Gebrauch kennt man die Eigenheiten des Systems und kann meist recht schnell ein Wappen identifizieren. Anfänger ohne Erfahrung sind hoffnungslos überfordert. Weiterhin bekannt ist der "Fischnaler" der Wappen aus dem Alpenraum (Österreich) enthält. Das System ist wieder komplett anders.
Ein drittes Buch gibt es auch noch (neben vielen anderen) Das Namensregister zur Reclam'schen Heroldsbilder-Sammlung (Wappensammlungen in öffentlichem und privaten Besitz) und genau wie der geneigte Leser erwartet hat, gibt es hier wieder ein komplett anderes System. Allerdings hat er auch einen eigenen Zahlenschlüssel zur Systematisierung entwickelt. Was die ganze Sache allerdings auch nicht gerade vereinfacht.
Den größten Anlauf zur Systematisierung hat der HEROLD in Berlin genommen. Er hat eine Wappenbilderkartei von nahezu 200.000 "systematisch" erfaßten Wappen. Zur Systematisierung ist ein Buch erschienen, das genauestens, in drei Sprachen, jedes einzelne Bild in der Heraldik beschreibt (Umarbeitung von Gritzners Heraldischer Terminologie) und zugleich eine Anleitung zur Verschlüsselung und Erschließung der Kartei ist. Das Buch ist 500 Seiten stark im üblichen Siebmacherformat.
Nur ein Beispiel mit Erklärung, falls jemand mal in Versuchung kommt nach dem System ein Wappen zu finden:
03/01 : 0231 -371 5011 : 01 ; 4051 : 03
Erklärung: 03/01 03 = Rot / = Aufzählung verschiedener Felder 01 = Gold -371 = Zeichen für quadriert 5011 = Löwe : Art des Löwen hier Farbe = Gold ; = Abgrenzung der Felder 4051 = Adler : wiederum Art hier Farbe = Rot.
Zusammen als Blason: Quadriert Rot und Gold in eins und drei ein Löwe Gold, in zwei und drei ein Adler Rot. War doch ganz einfach oder nicht? Das ganze nennt sich ziemlich einfach WBO, Wappenbilderordnung.
Warum der Löwe die Nummer 5011 bis 5031 hat, aber der geflügelte Löwe, der Seelöwe, und der Markuslöwe plötzlich unter den 6000ern zu suchen ist, wir mir immer verschlossen bleiben. Aber vermutlich wollte man einfach mit Gewalt ein System finden und - oh Wunder es funktioniert sogar.
Für die ausländischen oben genannten Wappenbücher gibt es wieder eigene Schlüssel oder Bilder Lexikons. Für den Burke's gibt es den Papworth's Ordinary of British Armorials. Wiederum mit eigner Systematik. Für den Rietstap, bzw. den Rolland gibt es den Schlüssel zum Rietstap, den Renesse. Ich wiederhole mich, wiederum nach eigenem System.
Mehr hierzu siehe auch: www.heraldik-heraldry.org
Identifikation eines Wappens
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