Dieser Beitrag, verfasst von Sven am 31.08.2002, 22:24 Uhr, wurde aus den ehemaligen News-Artikeln ins Forum übernommen.
Die lippischen Edelherrn, Grafen und Fürsten
Edelherr Bernhard I. wird erstmals 1123. n. Chr. in einer Urkunde als "Bernhardus de Lippe" erwähnt. Die folgenden Urkunden nennen die Brüder Bernhard (I.) und Hermann (I.) de Lippe gemeinsam.
Die Regenten des Landes Lippe beginnen mit dem Sohn Hermanns I. :
Bernhard II. (siehe Porträt)
Sohn Bernhards II.:
Hermann II. (* um 1170) 1196 -- 1229 oo 1196 Oda Gräfin von Tecklenburg
Sohn Hermanns II.:
Bernhard III. (* 1200) 1229 -- 1265 oo I. 1230 Sophie Gräfin von Arnsberg?
oo II. 1248 Sophie Gräfin von Ravensberg
Beide Nachfolger haben das Vorbild des großen Ahnherrn getreulich befolgt.
Die lippische Territorialgründung gelang - man kann wohl sagen ausschließlich - durch den wirtschaftlichen und militärischen Machtzuwachs, den die neuen Städte ihrem Herren brachten. Bernhard III. bestätigte und erweiterte die Stadtrechte von Lemgo und Lippstadt und gründete die Städte Horn ( vor 1248 ) und Blomberg ( vor 1255 ) Offenbar wurde auch die Stadt Detmold noch unter der Regierung von Bernhard III., also vor 1265 auf der Grundlage einer alten Kirchensiedlung gegründet.
Sohn Bernhards III.:
Bernhard IV. (* um 1230) 1265 -- 1275 oo 1260 Agnes Gräfin von Rietberg ?
Sohn Bernhards IV:
Simon I. (* um 1230) 1275 -- 1344 oo 1285 Agnes Gräfin von Waldeck
Im Jahre 1323 gelang Simon durch Kauf der Burg Varenholz und des Geogerichts Langenholzhausen die Ausweitung seines Gebietes nach Norden bis zur Weser. Die Vorbesitzer, die Herren von Varenholz, waren ebenfalls ein edelfreies Geschlecht, dessen Name neben dem Bernhards II. in den Zeugenlisten Heinrichs des Löwen auftaucht.
Gleichzeitig beginnt der für Lippe wichtige Erwerb der Grafschaft Schwalenberg, deren Reste damals noch zwischen zwei Vettern, Günther und Heinrich, geteilt waren.
1323 fiel der Günthersche Anteil an Lippe.
Söhne Simons I.:
Simon II. (+ 1332/1334), ist nicht zu selbständiger Regierung gelangt.
Otto (* um 1300), diesseits des Waldes 1344 1360 oo 1322 Ermgard Gräfin von der Mark
Bernhard V. (* vor 1308), jenseits des Waldes 1344 - 1365 oo 1344 Richardis Gräfin von der Mark
Unter Otto erfolgte 1358 eine Einigung mit Paderborn in der Art, dass der Bischof nur die Hälfte des Heinrischen Anteils von Schwalenberg erhielt und die andere Hälfte ebenfalls an Lippe fiel.
Sohn Ottos:
Simon III. (* um 1330) regierte "diesseits des Waldes" 1365 - 1410 oo 1362 Ermgard Gräfin von Hoya
Bei der verhängnisvollen Landesteilung von 1344 war die unklare Bestimmung getroffen worden, bei erbenlosem Tode eines der Brüder "solche sin del herschap weder komer in der rechten erven hant."
Als Bernhard V. 1365 ohne männliche Erben starb, glaubte Simon III. diese Klausel zu seinen Gunsten auslegen zu können. Doch Graf Otto von Tecklenburg, der Schwiegersohn seines Oheims Bernhard V., beanspruchte den Landteil als Erbe seiner Frau. Es kam zu Kämpfen um Rheda und Lipperode, die sich, nur vorüber- gehend von Landfriedensvereinbarungen unterbrochen, bis 1401 hinzogen. Am Ende behauptete sich Tecklenburg im Besitz von Rheda, auf das Lippe in aller Form erst 1491 verzichtete. Wegen der Kosten für Fehden sowie Lösegeld mussten lippische Güter und Städte verpfändet wurden. Überaus günstige Aussichten schienen sich für Lippe zu eröffnen, als der kinderlose Graf von Everstein 1403 eine Erbverbrüderung mit Lippe schloss, demzufolge der zwischen Hameln und Höxter gelegene und mit der Burg Polle an Lippe grenzende eversteinische Herrschaftsbereich an Lippe fallen sollte. Dieser Vertrag entfachte jedoch mehrere Fehden mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. Außer den Kriegsschäden musste es der lippische Edelherr hinnehmen, dass die Grafschaft Everstein aufgrund eines Separatfriedens 1408 an Braunschweig fiel. Um 1400 gelangten Barntrup, Salzuflen sowie das Schloss Sternberg
auf dem Wege der Verpfändung in den Besitz der Edelherrn zur Lippe.
1405 folgte die ganze Herrschaft Sternberg.
Sohn Simons III. :
Bernhard VI. (* um 1363) Mitregent seit 1384, allein 1410 --1415
oo I. 1393 Margarete Gräfin von Waldeck
oo II. 1403 Elisabeth Gräfin von Mörs und Saarwerden
Sohn Bernhards VI. :
Simon IV. (* 1404) 1415 - 1429
oo 1426 Margarete Herzogin von Braunschweig-Grubenhagen
Sohn Simons IV. :
Bernhard VII. (* 1429) 1429 -- 1511 oo 1452 Anna Gräfin von Holstein-Schaumburg
Bernhard VII. regierte bis 1446 unter der Vormundschaft des Erzbischofs zu Köln. Er erhielt den Beiname " bellicosus " = der Kriegerische oder der Streitbare. Das Land litt besonders unter den "Soester Fehden", in deren Verlauf alle lippischen Städte, darunter auch Detmold mit seiner Burg, zerstört wurden. 1471 hat die Stadt Lemgo ihre Beteiligung an einer auswärtigen Fehde unter Hinwies auf ihre Verschuldung aus früheren Fehden abgelehnt. Im gleichen Jahr 1471 wurden die ersten Teile der alten Burg Detmold wieder aufgebaut.
Sohn Bernhards VII. :
Simon V. (* 1471) 1511 -- 1536
oo I. 1489/90 Walburg Gräfin von Bronkhorst
oo II. 1523 Magdalena Gräfin von Mansfeld
1528 nimmt Simon V. den Grafentitel an und nennt sich "Graf und Edler Herr zur Lippe".
Er wählt Detmold, dessen Burg er mit Wall und Graben stark befestigen lässt, zu seiner ständigen Residenz.
Sohn Simons V. :
Bernhard VIII. (* 1527) 1536 -- 1563 oo Katharina Gräfin von Waldeck-Eisenberg
Bernhard folgte im Alter von 9 Jahren, als Vormund regieren bis 1538 Grafen Adolf von Schaumburg, Koadjutors von Köln, Grafen Jobst von Hoya und "verordneter Befehlshaber". In dieser Zeit wird 1538 die lutherische Reformation eingeführt. Bernhard VIII. lässt ab 1549 das Schloss Detmold im Renaissancestil ausbauen.
Sohn Bernhard VIII. :
Simon VI. (* 1554) 1563 - 1613
oo I. 1578 Ermgard Gräfin von Rietberg
oo II. 1585 Elisabeth Gräfin von Holstein-Schaumburg
bis 1579 unter vormundschaftlicher Regierung, vornehmlich seines Oheims Graf Hermann Simon zu Pyrmont (+ 1576) Simon VI. wurde als kaiserlicher Kommissar zur Schlichtung fürstlicher Erbstreitigkeiten eingesetzt. Im Laufe seines Lebens sind ihm vielfach noch ähnliche Geschäfte aufgetragen worden, ein Zeichen des Vertrauens, das man ihm entgegenbrachte. Er selbst beherrschte einen guten Teil des Wissens seiner Zeit, korrespondierte mit auswärtigen Gelehrten. Im Jahre 1605 verfügte er die zweite Reformation in Lippe, der sich allerdings die Stadt Lemgo nicht fügte.
Seine stattliche Bibliothek legte den Grundstock der späteren Landesbibliothek.
Sohn Simons VI. :
Simon VII. (* 1587) 1613 - 1627
oo I. 1607 Anna Katharina Gräfin von Nassau-Wiesbaden-Idstein
oo II. 1623 Maria Magdalena Gräfin Waldeck-Wildungen
Sohn Simons VII. :
Simon Ludwig (* 1610) 1627 - 1636
oo 1631 Katharina Gräfin von Waldeck-Wildungen
bis 1631 unter vormundschaftlicher Regierung des Grafen Christian zu Waldeck
Sohn Simons Ludwigs :
Simon Philipp (* 1632) 1636 -1650 [unverheiratet]
bis 1643 vormundschaftlicher Regierung der Mutter, anschließend bis zu seinem Tode 1650 unter der Vormundschaft des Grafen Emich von Leiningen-Westerburg. Schon die Mutter musste sich nach dem Tode ihres Gemahls gegen Regierungs- ansprüche ihrer Schwäger Johann Bernhard und Hermann Adolf zur Wehr setzen, die nach dem frühen Tode Simon Ludwigs dann auch die Nachfolge antraten.
Weitere Söhne Simons VII., Brüder Simon Ludwigs :
Johann Bernhard (* 1613) 1650 - 1652 [unverheiratet]
Hermann Adolf (* 1616) 1652 -- 1666
oo I. 1648 Ernestine Gräfin von Isenburg-Birstein
oo II. 1666 Amalie Gräfin zur Lippe-Brake
Jobst Hermann (* 1652), Begründer der Nebenlinien Lippe-Biesterfeld und Lippe-Weißenfeld Sohn Hermann Adolfs :
Simon Henrich (* 1649) 1666 - 1697
oo 1666 Amalie Burggräfin zu Dohna
Sohn Simon Henrichs :
Friedrich Adolf (* 1667) 1697 - 1718
oo I. 1692 Johanna Elisabeth Prinzessin von Nassau-Dillenburg
oo II. 1700 Amalie Gräfin von Solms-Hohensolms
Sohn Friedrich Adolfs :
Simon Henrich Adolf (* 1694) 1718 - 1734
oo 1719 Johannette Wilhelmine Prinzessin von Nassau-Idstein-Wiesbaden
Sohn Simon Henrich Adolfs :
Simon August (* 1727) 1734 - 1782
oo I. 1750 Polyxena Louise Prinzessin von Nassau-Weilburg
oo II. 1765 Maria Leopoldine Prinzessin von Anhalt-Dessau
oo III. 1769 Kasimire Prinzessin von Anhalt-Dessau
oo IV. 1780 Christine Prinzessin von Solms-Braunfels
bis 1747 vormundschaftlicher Regierung seiner Mutter. Erlässt in seiner 35jährigen Regentschaft eine neue Haushalt-, Sozial- und Rechtsordnung. Kaufte die Saline Salzuflen und baut Meinberg zum Heilbad aus. Im gelang bereits die Aufstellung eines Etats für 1749 und er konnte mit berechtigtem Stolz sagen, daß dieser Etat "der erste ist, der in der Grafschaft Lippe zur Welt kommt". Diese Einführung einer planvollen Finanzwirtschaft, die Festlegung be- stimmter Ausgaben nach den vorher berechneten Einnahmen, den Entschluss, nicht mehr auszugeben, als man einnimmt, nannte Simon August seinen und Hillensbergs Plan.
Sohn Simon Augusts :
Leopold I. (* 1767) 1782 -- 1802 oo 1796 Pauline Prinzessin von Anhalt-Bernberg
bis 1789 unter vormundschaftlicher Regierung, 1790 - 95 unter Kuratel seines Oheims Graf Ludwig Heinrich Adolf zur Lippe.
Durch Einlösung des bereits von seinem Großvater beantragten Fürstenbriefes seit 1789 Fürst zur Lippe.
Sohn Leopolds I. :
Leopold II. (* 1796) 1802 -- 1851 oo 1820 Emilie Prinzessin von Schwarzburg-Sondershausen
bis 1820 unter der vormundschaftlicher Regierung seiner bedeutenden Mutter, der Fürstin Pauline zur Lippe. Pauline hatte vor ihrer Verlobung als Sekretärin ihres Vater tätigen Anteil an den Regierungsgeschäften im thüringischen Fürstentum Anhalt Bernberg und war dadurch bestens auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Im Urteil des Volkes begründeten vor allem ihre sozialen Einrichtungen, die zum Teil noch heute in der "Fürstin Pauline-Stiftung" fortleben, ihren Ruhm. Es waren dies eine Pflegeanstalt, ein Strafwerkhaus, ein Irrenhaus (1810), die Organisation des Landarmenwesens und der erste Kindergarten Deutschlands in Detmold.
Das wohldurchdachte, ineinandergreifende System der lippischen Wohlfahrtseinrichtungen ist viel besichtigt, beschrieben und in der deutschen Öffentlichkeit als Vorbild betrachtet worden.
Ihre allgemeinen Bemühungen um die Wohlfahrt des Landes waren offenkundig: der Kampf gegen den Hunger in den Jahren 1802 - 1804 durch Kornmagazine, die landwirtschaftlich - bäuerlichen Reformen und die Reformierung des Justizwesens sowie der Bau moderner Chausseen.
Dem staatsmännischen Geschick der Fürstin Pauline verdankt Lippe den Erhalt seiner Selbständigkeit in napoleonischer Zeit.
Söhne Leopolds II. :
Leopold III. (* 1821) 1851 - 1875
oo ... Elisabeth Prinzessin von Schwarzburg-Rudolstadt
Woldemar (* 1824) 1875 - 1895
oo 1858 Sophie Prinzessin von Baden
Alexander (* 1831) 1895 - 1905 [unverheiratet]
Im letzten Regierungsjahr des Fürsten Leopold III. 1875 wurde in Anwesenheit
von Kaiser Wilhelm I. feierlich das von Ernst von Bandel erbaute Hermannsdenkmal eingeweiht. Fürst Alexander, der letzte Spross der älteren regierenden Linie, war infolge Geisteskrankheit nicht regierungsfähig.
Nach dem Tode seines älteren Bruders Woldemar führten für ihn nacheinander die Regentschaft:
Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe (* 1859) 1895 - 1897 (+ 1916)
oo 1890 Viktoria Prinzessin von Preußen
Ernst Graf zur Lippe-Biesterfeld (* 1842) 1897 - 1904
oo 1869 Karoline Gräfin von Wartensleben
Leopold Graf zur Lippe-Biesterfeld (* 1871) 1904 - 1905,
der nach dem Tode von Fürst Alexander die Nachfolge als Fürsten zur Lippe antrat:
Sohn von Ernst Graf zur Lippe-Biesterfeld,
Nachfahre von Graf Simon VII. (1857 - 1627)
Leopold IV. Fürst zur Lippe (* 1871) 1905 - 1918 (+ 1949)
oo I. 1901 Bertha Prinzessin von Hessen-Philippsthal-Barchfeld
oo II. 1922 Anna Prinzessin von Ysenburg und Büdingen
verwitwete Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld
musste am 12. November 1918, wie alle Bundesfürsten des Deutschen Reichs, abdanken. Sein Sohn Dr. Armin Prinz zur Lippe residiert bis heute im Residenz Schloss zu Detmold.
Die lippischen Edelherrn, Grafen und Fürsten
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