Fremde Gräser

auch Off-Topic oder Plauderecke genannt.
Hier kann man sich auch mal ungezwungen abseits der Ahnenforschung und Heraldik austauschen.
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Irmgard
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Registriert: 25.12.2002 15:29

Fremde Gräser

Beitrag von Irmgard »

wie ihr vielleicht mitbekommen habt lese ich z.Zt. den Roman "Fremde Gräser" von Hans LIPINSKY-GOTTERSDORF
"Göttingen, Deuerlich, 1955". "OGLn., OU, Oktav, 393S., Gesamtherst.: Hubert,Göttingen. ''Die enge Verbindung des Menschlichen mit dem Naturgeschehen, die unendliche Weite und Tiefe der östlichenWälder, die grenzenlosen Flächen, die grosse Erzählkunst des Dichters hinterlassen beim Leser einen bleibenden Eindruck'' (Westdeutsche Allgemeine, Essen).
Ja, das stimmt!
In diesem Buch sind so viele gute Gedanken ..
eine neue Zeit bricht an und jede Zeit braucht neue Worte. Alte Worte werden sinnlos und man kann sie nicht verstehen.

und soviel Wissen,
wie es einmal ganz selbstverständlich war und zum Alltag und Leben gehörte, wie wir es heute nicht mehr kennen.

Ein Feld.. ein Kartoffelacker ..
Kartoffel sollen gesetzt werden: ein Morgen gleich 40 Zirkelschläge = 40 Reihen. Frauen und Mägde gehen, den Korb (Behner) mit den Setzkartoffeln (eine Setzkartoffel ist eine halbe oder viertel Kartoffel mit 2 Keim-Augen) auf die Hüfte gestemmt nebeneinander: ein Schritt= ein Griff= 4 Stück -> links und rechts in das Pflanzloch fallenlassen.

Rüben hacken: ein Schritt und 4 Schläge um die Pflanze herum, ein Schritt und 4 Schläge.. die Erde ist staubig und heiß und der Staub trocknet die Haut aus..

Zuckersäcke: aus ihnen werden Taschentücher genäht

Kartoffelstücke zwischen den Tabak gemischt halten ihn frisch

der Schuster braucht Pechdraht für die Schuhe..

auf dem Schüttboden wird der Saat-Roggen abgemessen..

oder kennt noch jemand einen (Schäfer)- Karren? http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4ferkarren

usw..

Fremde Gräser .. harte Gräser mit starken, sich schnell verzweigenden Wurzeln sprossen hervor, dort, wo man die russischen Gefangenen erschoss, weil sie zu erschöpft waren um weiterzugehen. Durfte man dort Kartoffeln pflanzen wo die Toten verscharrt sind?
Wird der Fremde, ein Russe der mit dem "Wolf" kam, sie nicht ständig an die Ermordeten erinnern? Werden sie ihn "leben lassen"?
Die neuen Gedanken einer neuen Zeit .. sind sie nicht auch wie "fremde Gräser"? und da kommt das erste Auto ins Dorf.. und die Flüchtlinge am Dorfrand in der Baracke träumen. Die Alten von der Vergangenheit, vom verlorenen Leben und die Jungen vom Frühling...

wie wird es ausgehen?
Wer das Buch irgendwo sieht, sollte es lesen, auch wenn die Frauen vordergründig auf Haus, Herd und Bett reduziert werden.

ach ja und wie schreibt der Autor?
Kein Mensch muß ein Heiliger sein, Heilige stehen im Kalender und zwar soviele, daß es reicht ;-)
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