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Verfasst: 13.10.2005 22:06
von Gast
Hallo Hendrik,

Die Namen werden von Prof. Dr. Jürgen Udolphs in der Radiosendung "RADIO EINS" besprochen.
Jeder kann zu seinen Namen eine Anfrage stellen.
Daher hab ich auch die "Krähe".

Er bezieht sich dabei unter anderen auf einschlägige Fachliteratur.
Unter anderen:
  • H. Bahlow, Niederdeutsches Namenbuch, Nachdruck Vaduz 1993.
    H. Bahlow, Deutsches Namenlexikon. Familien- und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt, 3. Auflage, Frankfurt a. Main 1977.
    H. Bahlow, Schlesisches Namenbuch, Kitzingen 1953.
    J. Bene¨, Nĕmecká příjmení u Čechů, Bd. 1-2, Ústí nad Labem 1998.
    J.K. Brechenmacher, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen, Bd. 1-2, 1960-63.
    B. Brons, Friesische Namen und Mitteilungen darüber, Nachdruck Vaduz 1984 (oder Originalausgabe Emden 1897).
    F. Debrabandere, Verklarend Woordenboek van de Familiennamen in Belgie en Noord-Frankrijk, Bd. 1-2, Brussel 1993.
    Duden - Familiennamen. Herkunft und Bedeutung, bearb. v.R.u.V. Kohlheim, [2. Aufl.], Mannheim usw. 2005.
    Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 2. Aufl., Berlin 1993.
    L. Feyerabend, Die Rigaer und Revaler Familiennamen im 14. und 15. Jh., Köln-Wien 1985.
    E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1: Personennamen, 2.Aufl., Bonn 1900.
    M. Gottschald, Deutsche Namenkunde, 5. Aufl., Berlin-New York 1982.
    E.H. u. H.W. Guggenheimer, Etymologisches Lexikon der jüdischen Familiennamen, München usw. 1996.
    A. Heintze, P. Cascorbi, Die deutschen Familiennamen, 7. Aufl., Halle/S. 1933.
    M. Hornung, Lexikon österreichicher Familiennamen, St. Pölten-Wien 1989.
    I. Iordan, Dicţionar al numelor de familie româneşti, Bucuresti 1983.
    H. Jachnow, Die slavischen Personennamen in Berlin bis zur tschechischen Einwanderung im 18. Jahrhundert, Berlin 1970.
    F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. Aufl., bearbeitet von E. Seebold, Berlin-New York 1995.
    K. Kunze, dtv-Atlas Namenkunde; Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, München 1998.
    F. Kurschat, Litauisch-deutsches Wörterbuch, Halle 1883.
    Lietuvių pavardzių ´odynas (Wörterbuch der litauischen Familiennamen), Bd. 1-2, Vilnius 1985-1989.
    K. Linnartz, Unsere Familiennamen, aus deutschem und fremden Vornamen im Abc erklärt, Bonn-Berlin 1939.
    G. Müller, Studien zu den theriophoren Personennamen der Germanen, Köln-Wien 1970.
    Müllers Großes Deutsches Ortsbuch, 15. Aufl., Wuppertal 1965.
    Polska, Atlas drogowy, 1 : 200.000, Warszawa 1998.
    A.F. Pott, Die Personennamen, insbesondere die Familiennamen und ihre Entstehungsarten; auch unter Berücksichtigung der Ortsnamen, 2. Ausgabe, Nachdruck Schaan 1982.
    S. Rospond, Słownik nazw geograficznych Polski zachodniej i północnej, Wrocław-Warszawa 1951.
    K. Rymut, Nazwiska Polaków, Bd. 1-2, Kraków 1999-2001.
    A. Schimmel, Von Ali bis Zahra, 2. Aufl., München 1995.
    E. Schwarz, Sudetendeutsche Familiennamen des 15. und 16. Jahrhunderts, München 1973.
    W. Seibicke, Historisches deutsches Vornamenbuch, Bd. 1-2, Berlin - New York 1996-1998.
    R. Simek, St. Mikulá¨ek, Kleines Lexikon der tschechischen Familiennamen in Österreich, Wien 1995.
    A. Socin, Mittelhochdeutsches Namenbuch, Nachdruck Hildesheim 1966.
    J. Svoboda, Staročeská osobní jména a na¨e příjmení, Praha 1964.
    R. Trautmann, Die altpreussischen Personennamen, Göttingen 1925 (oder Nachdruck).
    A. Tressel, Ungarische Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, Saarbrücken 2002.
    N.M. Tupikov, Slovar' drevnerusskich licnych imen, Nachdruck Leipzig 1989.
    W. Wenzel, Studien zu sorbischen Personennamen, T. 1-3, Bautzen 1987-1994.
    W. Wenzel, Lausitzer Familiennamen slawischen Ursprungs, Bautzen 1999.
    Wykaz urzędowych nazw miejscowości w Polsce, Bd. 1-3, Warszawa 1980-1982.
    J. Zamora, Hugenottische Familiennamen im Deutschen, Heidelberg 1992.
    R. Zoder, Familiennamen in Ostfalen, Bd. 1-2, Hildesheim 1968.
Schöne Grüße aus dem Münsterland

Manni

Verfasst: 13.10.2005 22:44
von Gast
Nachtrag zu Prof. Dr. Jürgen Udolph
Prof. Dr. Jürgen Udolph, Jahrgang 1943, war nach Studium und Promotion (1978) wissenschaftlicher Angestellter an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz in der Kommission für Vergleichende Sprachwissenschaft. Seit Oktober 2000 ist er Professor für Namenforschung (Onomastik) an der Universität Leipzig. Der „Herr der Namen“ (SPIEGEL) ist europaweit bekannt und genießt hohe Präsenz in Funk und Fernsehen.
Gruß Manni

Verfasst: 14.10.2005 09:07
von Hendrik_Kutzke
Hallo Manni,
Manni hat geschrieben: Die Namen werden von Prof. Dr. Jürgen Udolphs in der Radiosendung "RADIO EINS" besprochen.
Jeder kann zu seinen Namen eine Anfrage stellen.
Daher hab ich auch die "Krähe".
Alles klar :-)!
Ich weiß nicht, ob du weißt wie die Namendeutungen dort zustanden kommen?
Der Mann hatte früher ca. 7 Minuten jetzt 10 Minuten bis maximal 20 Minuten Zeit eine Lösung zu finden, wenn er (Slawistiker) dann noch die "Fachliteratur" von Bahlow benutzt, dann weiß jeder Namenforscher Bescheid.

Um auf unseren Fall zurück zu kommen, wir haben einen FN im Süddeutschen Raum zu betrachten, wie du selber festgestellt hast:
Nach der "geographische Genealogie", was so viel bedeutet wie ortsbezogene Ahnenforschung, liegt die Konzentration eindeutig in Baden-Würthenberg und läßt absolut keine Zweifel offen.
Deine "Krähe" ist nicht oberdeutsch sondern niederdeutsch motiviert
Udolph/RadioEins hat geschrieben: Rock
Wort für Schneider, weil er Röcke hergestellt hat (Süddeutschland).
Oder das niederdt. Wort -rook- für die schwarze Krähe spielt eine Rolle und dann steht das für die schwarze Haarfarbe, die sein "Besitzer" hatte.
Für Württemberg hättest du uns den 'Schneiderwald' anbieten müssen :-),
oder du denkst an den 'Schwarzwald' (ist ja nicht weit weg).

Aber ist o.k. Manni, wir denken ja noch und haben mehr Zeit als 20 Minuten. :-)
Außerdem, der Ansatz -wied = wald ist doch schon was;
genauso wie Irmgards -wied = -weide;
oder Odos rechter Nebenfluß 'Wied, die',
bzw. die damit verbundene Grafschaft Wied (ab ca. 1084/1093);
und das von mir gebrachte wid = Wid - Band, Bund; Kette, Reihe, ... .

Lass uns mal weiter schauen.

Hendrik Kutzke

Verfasst: 14.10.2005 09:14
von Hendrik_Kutzke
Manni hat geschrieben:Nachtrag zu Prof. Dr. Jürgen Udolph
Ergänzung:

Jürgen Udolph studierte Slawistik und Finno-Ugristik. Sein Herz verlor er an die slawischen Gewässernamen, denen er die Doktorarbeit widmete: sechs Jahre und 640 Seiten lang. Ihr Untertitel lautet: Ein Beitrag zur Urheimat der Slawen (1979).
Q.: DIE ZEIT

Gruss
Hendrik

Verfasst: 14.10.2005 11:48
von M. Tomec
Hallo
Hier noch einige allg. Ergänzungen:

Wasserwort wi(e)d:
Wied (urkdl. Wida), rechter Nebenfluß des Rheins/Westerwald
Widapa bei Werden/Ruhr
Widele in Holland
Withusti (890) bei Werne/Westfalen
Wide-marsh, -pol, -slade, -mere, Wideney, alle in England
Vidua in Irland
usw...

Alle genannten Beispiele liegen jedoch weit außerhalb von BW! Wi(e)d als Wasserwort im Namen Ruckwied (BW) ist daher unwahrscheinlich.

Wiede(mann), Wiemann, Wiebusch:
ndd.oft, = obd. Weidemann, nach der Wohnstätte am Weidengebüsch.

Wasserwort ruck:
Eine Ruck (1142 rucche) fließt bei Blaubeuren.

Ruck (Bay.):
Mhd. rucke "Rücken", obd. ohne Umlaut wie Rucksack; vgl. obd. drucken für drücken.

Rückbrodt (obd.) = "Roggenbrot" (mhd. rückin von "Roggen" (1235 ruckenbrot).
Ruckenbiel = obd. Ortsname (biel, bühel = Hügel).
Ruckdäschel, -deschel, Rockteschel = obd. Satzname, Übername für den Handwerksburschen auf Wanderschaft. Auch Rocktasch.
Ruckstuhl = Ruckenstol = Rockstuhl
Ruck(h)aber, Ruggaber (Württ.) = wohl Übername des Unsteten, der sich "abermals" fortbegibt; umgedeutet Ruckhaberle.


Gruss
Michael Tomec

Verfasst: 14.10.2005 13:50
von Hendrik_Kutzke
M. Tomec hat geschrieben: Alle genannten Beispiele liegen jedoch weit außerhalb von BW! Wi(e)d als Wasserwort im Namen Ruckwied (BW) ist daher unwahrscheinlich.
Hallo Herr Tomec,

das sehe ich genauso.

Hendrik Kutzke

PS: Danke nochmal für die Info zum "geographischen Vorkommen".

RÜCKWID, RUCKWIED, RUCKHWID, RUCKWITT

Verfasst: 18.11.2005 09:32
von Hendrik_Kutzke
Martina Greve hat geschrieben: Letzter Ruckwied mit Datum ist Andreas Martin geb.1755 in Hof und Lembach bei Heilbronn in BaWü.
RÜCKWID, RUCKWIED, RUCKHWID, RUCKWITT.

Liebe Martina,

ausgehend von Mannis Bild, in dem die Vorkommen RUCKWIED / RUCKWID aufgezeigt sind, ist klar zu erkennen, dass es sich um einen sehr lokalen, württembergischen FN handelt. RUCKWITT dürfte ein im Bergischen Land entstellter RUCKWID sein.
Grundsätzlich habe ich verschiedene Bedeutungsmöglichkeiten gefunden (mindestens 10), jedoch bei Betrachtung auf diesen lokal eng begrenzten Raum bleibt im Wesentlichen nachfolgende Deutung als die Wahrscheinlichste übrig.
Hierbei stellt sich RUCK- in der Bedeutung 'Rücken'( auch 'Buckel') und -wid, -wied in der Bedeutung 'Wald' da.
RUCK-WIED = Rückenwald
Dieser "Rückenwald" ("Buckelwald") kann als Wald im Rücken des Betrachters (des Dorfes etc.) gelegen haben oder es war ein Wald auf einem (Berg)rücken, auf einem buckligen Untergrund.
Das ist ähnlich zu sehen wie der RUCK-SACK = "Rückensack", "Buckelsack" der auf dem Rücken getragene Sack, der zum Transport von Utensilien diente; dieser kann seinen Namen aber auch aus dem dadurch entstandene 'Buckel', der sich beim Tragen des Sackes auf dem Rücken bildete, entstanden sein.
Die Funktion und damit die Bedeutung ist jedoch klar.

RUCKSACK wäre als FN ein ÜN oder sogar ein BÜN;
RUCKWIED ist ein FN aus einem ÖN (Hendriks These).

Denkbar wäre auch RUCKWIED als BÜN (analog zu RUCKSACK), wenn WIED als z.B. '(Weiden)korb' denkbar wäre. Dazu fand ich in dem o.g. Raum jedoch keine Anhaltspunkte.

Hendrik Kutzke

Verfasst: 18.11.2005 21:51
von Martina
Lieber Hendrik,

ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll.
Ich bin total begeistert, was Du alles für mich rausgefunden hast.
Ganz lieben Dank für all deine Mühe.

Eventuell ist der Gedanke mit dem BÜN weitere Forschungen meinerseits Wert.
Ich weiß, dass es in der näheren Umgebung früher oft an vielen Ecken wilde Märkte von Korbmachern gab. Wenn diese Korbmacher auch aus der Gegend gekommen sind, dann könnte das ja eventuell auch schon seit Jahrhunderten so gewesen sein. Gerade im traditionellen Handwerkergewerbe gibt es ja diese lokalen Konzentrationen (z.B. auch Weber, Glasbläser, etc.).
Damit wäre diese Namensgebung ja durchaus vorstellbar?

Viele liebe Grüße
Martina

P.S. Natürlich auch vielen Dank an die weiteren Mitglieder, die sich zum Namen Gedanken gemacht haben. :)