in Bergen gestrandete Auswanderer aus Württemberg

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Irmgard
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in Bergen gestrandete Auswanderer aus Württemberg

Beitrag von Irmgard »

1817 auf der Reise nach Amerika im Sturm vor der Insel Herdla gestrandete Württemberg Auswanderer in Bergen, Norwegen
http://transoceanic-emigration.net/view ... 8129e74a39

Hier habe ich in den digitalisierten Kirchenbüchern von Bergen / Norwegen z.B. die 1817 bei der Insel Herdla
auf dem gestrandeten Auswandererschiff 'De Zee Ploeg' ums Leben gekommenen württembergischen
Auswanderer gefunden (36 Personen) - sie waren auf dem Weg nach Amerika, viele davon stammten aus dem
Remstal, einige davon aus Waiblingen.
dazu in der Bremer Zeitung folgender Artikel:

Norwegen

Bergen, den 27.Sept. 1817

In der Gegend von Bergen ist ein holländischen Fluitschiff (korrekte Schreibweise) ungefähr 500 Passagieren angekommen, welche nach Amerika gehen wollten. Das Schiff hatte alle drei Masten verloren, und als ein sehr übel zugerichtetes Wrack beinahe 3 Wochen lang auf der See herumgetrieben. Es ist Niemand umgekommen, aber die Lage der Passagiere, worunter sich mehrere anständinge Familien befinden, ist höchst traurig. Man will wissen, daß die Person 70Piaster für die Überfahrt bezahlt habe. Die Ausgewanderten sind lauter Deutsche, und bestehen aus Leuten aller Klassen. - (H.Bl.)


Sonnabend, den 26. November 1817
(Bekanntmachungen)
Herzergreifend ist allerdings die traurige Schilderung, so von den in Bergen in Norwegen angelangten unglücklichen Würtembergern gemacht und wiederholt ist, und mit Vergnügen hat man bemerkt, was bereits an Geldbeiträgen dafür geschehen ist. Allein was helfen Geldbeiträge nach einem Lande hin, wo man fast wenig oder gar nichts für arme unglückliche Kranke und an sonstigen nöthigen Erquickungen für Leidende, dieser oder jener Art, für Geld haben kann.
Die gelinde Witterung, so sich noch immer auf längere Zeit für diese Wintermonate hoffen läßt, möchte Hoffnung geben, daß, wenn so schleunig als möglich ein Schiff von hier nach Bergen, mit allen in jeder Hinsicht nothwendigen Bedürfnissen ausgerüstet würde, einen gemeinnützigen Zweck für die unglücklichen Würtemberger nicht verfehlen würde.
Sollte es also dahin zu bringen sein, daß dieses schleunigst geschehen könne, so hofft es ein Familienvater, der nur die Anzeige davon in dieser Zeitung erwarten will, für sich und die Seinen verantworten zu können, daß er dazu einen Beitrag, jedoch unbekannterwise, von 50 Rthlr in Louisdor leistet.


Hintergrund-Info zur Auswanderung aus Württemberg:
http://eberhardfritz.de.tl/Auswanderer- ... 6_1820.htm
Zuletzt geändert von Irmgard am 22.09.2011 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
Irmgard
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RE: in Bergen gestrandete Auswanderer aus Württemberg

Beitrag von Irmgard »

Sonntag, den 14.Dezember 1817

(Bekanntmachungen)
Wir haben noch folgende Gaben, die wir als Beitrag zur Abhülfe des Mangels worin sich die ausgewanderten Deutschen in Bergen befinden, erhielten, anzuzeigen.
2 1/2 Rthlr. in einem Zettel, mit der Inschrift: Den unglücklichen Deutschen in Bergen; 1 Rthlr.18 Grote für die armen Würtemberger in Bergen; ferner: 27 Rthlr 47 Gr. von den Herren J.A.Addix Frau Witwe % Sohn in Ovelgönne, als eigener Beitrag und von ihren Freunden daselbst, gesammelt, und von den hiesigen Herren Bolte & Co. 40 Rthlr. in Auftrag des Herrn E.B. in Emden für sich und seine Freunde.

Die bis heute für jene Unglücklichen uns anvertrauten Gaben betragen im Ganzen 656 Rthlr. 61 Gr.

Herzlichen freundlichen Dank den verehrten Gebern und Geberinnen.
Mögte jeder, der für Nothleidende um Hülfe bittet, so wie wir die Freude haben, seiner Bitte so wohlwollend reichlich gewillfahrt zu sehen.
E.Lampe & Schrader

Anm.: Hermann Christian Heinrich Lampe (1808-1884). Er stammte aus einer Bremer Juristenfamilie, die mit Hermanns Großvater Heinrich Lampe (1746-1817), Dr.jur., Erbrichter zu Borgfeld, erstmals einen Bürgermeister stellte. Vater Heinrich L. *)(1773-1825), Notar, Rechtsanwalt und Sekretär am Obergericht, schließlich in der Nachfolge des Vaters Senator, führte Hermann in jungen Jahren in die Bremer Gesellschaft ein. Mit der Ratsfamilie Nonnen (m.Anm.: Bergenfahrer schon im 17.Jhdt) und den Kaufleuten Gabain und Schrader verschwägert, heiratete Heinrich Lampe die Ratsherrentochter Gesa Hanewinkel ((1776-1797) und in zweiter Ehe deren Schwester Sophie H.(1781- 1828). Hermann war über seine Geschwister mit dem Lübecker Bürgermeister Carl Ludwig Roeck (1790-1869) und der Kaufmannsfamilie Leupold verwandt. Er selbst heiratete 1837 Henriette Segelken (1790-1869), eine Tochter des mit Hermanns Tante Hermanna verehelichten Pastors Gerhard Segelken (1775-1816) ; St.A. Bremen, Stammtafeln der Bremischen Familie Lampe, Bremen 1912
(m.Anm.: Lampe waren bereits im 16Jhdt eine vermögende Familie; Familie Segelken beschäftigten sich u.a. als Reeder und Schiffausstatter)

*)
Bremen, den 18. Dezember 1817

Gestern Morgen starb hier der Bürgermeister Herr Dr. Heinrich Lampe, ein Mann, der sich durch unbestechliche Rechtlichkeit, durch unermüdlichen Eifer für das Wohl unseres Staates und durch die gründlichsten Kenntnisse auf die ehrenvollste Weise ausgezeichnet hat. Er wurde geboren den 23.Januar 1746, in den Senat gewählt den 22.Mai 1781 und zur Bürgermeisterwürde erhoben den 26 August 1803.
Rudigrop
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Re: in Bergen gestrandete Auswanderer aus Württemberg

Beitrag von Rudigrop »

Irmgard hat geschrieben: 22.09.2011 11:16 1817 auf der Reise nach Amerika im Sturm vor der Insel Herdla gestrandete Württemberg Auswanderer in Bergen, Norwegen
http://transoceanic-emigration.net/view ... 8129e74a39

Hier habe ich in den digitalisierten Kirchenbüchern von Bergen / Norwegen z.B. die 1817 bei der Insel Herdla
auf dem gestrandeten Auswandererschiff 'De Zee Ploeg' ums Leben gekommenen württembergischen
Auswanderer gefunden (36 Personen) - sie waren auf dem Weg nach Amerika, viele davon stammten aus dem
Remstal, einige davon aus Waiblingen.
dazu in der Bremer Zeitung folgender Artikel:

Norwegen

Bergen, den 27.Sept. 1817

In der Gegend von Bergen ist ein holländischen Fluitschiff (korrekte Schreibweise) ungefähr 500 Passagieren angekommen, welche nach Amerika gehen wollten. Das Schiff hatte alle drei Masten verloren, und als ein sehr übel zugerichtetes Wrack beinahe 3 Wochen lang auf der See herumgetrieben. Es ist Niemand umgekommen, aber die Lage der Passagiere, worunter sich mehrere anständinge Familien befinden, ist höchst traurig. Man will wissen, daß die Person 70Piaster für die Überfahrt bezahlt habe. Die Ausgewanderten sind lauter Deutsche, und bestehen aus Leuten aller Klassen. - (H.Bl.)


Sonnabend, den 26. November 1817
(Bekanntmachungen)
Herzergreifend ist allerdings die traurige Schilderung, so von den in Bergen in Norwegen angelangten unglücklichen Würtembergern gemacht und wiederholt ist, und mit Vergnügen hat man bemerkt, was bereits an Geldbeiträgen dafür geschehen ist. Allein was helfen Geldbeiträge nach einem Lande hin, wo man fast wenig oder gar nichts für arme unglückliche Kranke und an sonstigen nöthigen Erquickungen für Leidende, dieser oder jener Art, für Geld haben kann.
Die gelinde Witterung, so sich noch immer auf längere Zeit für diese Wintermonate hoffen läßt, möchte Hoffnung geben, daß, wenn so schleunig als möglich ein Schiff von hier nach Bergen, mit allen in jeder Hinsicht nothwendigen Bedürfnissen ausgerüstet würde, einen gemeinnützigen Zweck für die unglücklichen Würtemberger nicht verfehlen würde.
Sollte es also dahin zu bringen sein, daß dieses schleunigst geschehen könne, so hofft es ein Familienvater, der nur die Anzeige davon in dieser Zeitung erwarten will, für sich und die Seinen verantworten zu können, daß er dazu einen Beitrag, jedoch unbekannterwise, von 50 Rthlr in Louisdor leistet.


Hintergrund-Info zur Auswanderung aus Württemberg:
http://eberhardfritz.de.tl/Auswanderer- ... 6_1820.htm
Ich finde es immer interessant so was zu lesen. vielen lieben Dank für den Artikel
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