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Unterschied Scahrfrichter u. Nachrichter

Verfasst: 27.09.2005 13:07
von Nordlicht
Wo liegt da der Unterschied? Führten doch beide dieselbe "Arbeit" aus oder nicht? :shock:

Verfasst: 27.09.2005 13:17
von eiche
Hallo Kerstin,
der Arbeitskreis für Wirtschaft- u. Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins führt Scharfrichter, Nachrichter und Henker ohne Unterschied an: "Führt die gerichtlich erkannten Leibesstrafen aus".
Gruß, Peter

Verfasst: 27.09.2005 13:21
von Nordlicht
Oha....hab dieses hier gefunden, bin mir aber ziemlich sicher, das es davor und danach keinen Scharfrichter mehr in der Familie gab. Hier lese ich was von Sippen http://www.tr62.de/1/scharf2.html
Was man so alles in der Familie hatte...tztztztztztztztz....achja, angemerkt, sein Hauptberuf war, glaube ich, Posthilfsbote.

Verfasst: 27.09.2005 13:24
von Gast
Hallo,

es gab sehr wohl Unterschiede.
Scharfrichter

Auch Freimann, Henker, Kasperer, Nachrichter, Schinder

Wurde eine angeklagte Person für schuldig befunden, und der Richter hatte das Strafmaß verkündet, begann der Büttel seine Arbeit.

Wenn aber eine Leibesstrafe ausgesprochen wurde, begann der Nachrichter sein Werk. Er hatte die Aufgabe: Betrüger an den Pranger zu schließen, Dieben und Meineidigen eine Hand abzuhacken, Gotteslästerern die Zunge abzuschneiden, die Prügelstrafe zu vollziehen, Verbrecher auf's Rad zu flechten, zu vierteilen, der Hexerei überführte Personen zu ertränken oder auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.

Der Schinder zog bei lebendigem Leib die Haut ab.

Der Scharfrichter führte Enthauptungen durch, und der Henker nahm Hinrichtungen mit dem Strang vor. Alle diese Strafen wurden zum Zwecke der Abschreckung öffentlich vollzogen.

Das grausame Handwerk des Nachrichters begann schon lange vor einer Verurteilung. Beim so genannten peinlichen Verhör eines Angeklagten wurden durch unterschiedliche Torturen mit entsprechenden Folterwerkzeugen Geständnisse erpresst. Dabei wurde nur darauf geachtet, dass der Angeklagte keine tödlichen Verletzungen erlitt. Auch wurden die Delinquenten nach der Tortur gepflegt, damit sie wieder zu Kräften kamen - um sie dann der nächsten Folterung auszusetzen. All dies erforderte neben anatomischen auch medizinische Kenntnisse.

Nachrichter haben meist nur unter Ihresgleichen geheiratet und waren daher alle irgendwie miteinander verwandt. Obwohl sie in der Gemeinschaft gemieden wurden, suchte die Bevölkerung bei ihnen häufig medizinischen Rat (Kasperer). Sie stellten Wundsalben her und halfen oft bei Knochenbrüchen. Oft war ihr Amt mit dem des Wasenmeisters verbunden.Der Nachrichter wurde vom Landesherren ernannt, bezog aber kein festes Gehalt. Er rechnete mit den Städten und Gemeinden nach Taxordnung ab, wobei jede Strafe oder Tortur entsprechend entlohnt wurde. Im Gegensatz dazu erhielt der Freimann beim Militär einen festen Sold.

Dieser Beruf erforderte eine angemessene Lehr- und Gesellenzeit. Das Meisterstück bestand in einer kunstgerechten Enthauptung oder Hinrichtung am Galgen. Im Falle des Misslingens hatte der Vollstrecker nicht nur mit dem Zorn der schaulustigen Menge, sondern auch mit empfindlichen Strafen durch die Behörden zu rechnen.
Quelle Internet
Gruß Manni

Verfasst: 27.09.2005 13:30
von eiche
Hallo Kerstin,
ich weiß nicht genau ob wir die Doktorarbeit vom Juni 2005 noch in der Alsterchaussee liegen haben (Scharfrichter in Norddeutschland und ihre gesell. Stellung), sollte dich das interessieren, vielleicht kennt sie ja auch( ich komme im Augenblick nicht auf den Namen von ihr) deinen Vorfahren. Hat ziemlich genau recherchiert.
Gruß Peter

Verfasst: 27.09.2005 13:42
von eiche
Hallo Manni,
du zitierst: "Scharfrichter a u c h Henker" usw. für den Stand genannt.
In der von mir kurz anzitierten Dissertation aus dem Jahre 2005 legt der Scharfrichter auch die Daumenschrauben an (zumindest in Norddeutschland).
Der Arbeitskreis für Wirtschaft- u. Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins hat in seinen Kleinen Schriften, wissenschaftlich untermauert, diese Berufsbezeichungen zusammengefasst und auch so herausgegeben.
Gruß, Peter

Verfasst: 27.09.2005 14:02
von Hendrik_Kutzke
Manni hat geschrieben: es gab sehr wohl Unterschiede.
meine ich auch.
Mit der Information Nachrichter weiß man nicht,
WIE er seine Arbeit durchführte :-).

Nachrichter ist ein Synonym und muss daher nicht identisch mit einem Scharfrichter sein.
In der alltäglichen Arbeit kann ein Nachrichter durchaus auch die Arbeit eine Scharfrichters erledig haben, historisch gesehen kommt es aus der nachrichterlichen Handlung, die Vollstreckung des richterlichen Urteils.
Das konnte also auch der Henker machen :-).

Der Nachrichter ,
des -s, plur. ut nom. sing. in der anständigen Sprechart, derjenige, welcher ein gefälltes peinliches Urtheil vollziehet; im gemeinen Leben der Scharfrichter. Dessen Gattinn die ...
quelle:
http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/ade ... ;lang=de#X

Hendrik Kutzke

Verfasst: 27.09.2005 14:05
von GBF
..na wunderbar, und ich les den Text von Manni gerade beim Essen
jetzt ist er weg der Appetit. :x

Johannes

Verfasst: 27.09.2005 14:08
von Hendrik_Kutzke
zur Erinnerung,
die Frage war:
Wo liegt da der Unterschied?
Antwort: Im WIE!
Führten doch beide dieselbe "Arbeit" aus oder nicht?
Antwort: Wenn wir die nachrichterliche Arbeit meinen, dann JA.

Hendrik Kutzke

Verfasst: 27.09.2005 15:28
von Nordlicht
Hmmmmm.....dann war der Opa meines Opas wirklich Scharfrichter o)