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http://www.hartard.de/familie.htm
hier das wichtigste in Auszügen:
Der Ursprung des verhältnismäßig seltenen Familiennamens „Hartard" ist in dem gleichlautenden westdeutsch-fränkischen Vornamen zu suchen, der in seiner älteren Form auch „Hartrat(h)" geschrieben wird. Es ist dies eine Zusammensetzung der beiden Komposita „hart" (im ursprünglichen Sinne von „kühn, stark") und „rat" (= „Rat, Ratschlag, Ratgeber"), also mit der Bedeutung „kühn/stark im Rat", „guter Ratgeber" (vgl. den Personennamen Konrad = Kuonrat = „kühn im Rat"; vgl. außerhalb des deutschen Sprachraumes den norwegischen Namen „Hardråde" [z.B. König Harald III. Hardråde, der Strenge, *1015, † 1066, der Gründer Oslos]). Alte Nebenformen sind Hardarad, Hardarat, Hartara(h)t, Harttarat, Harderad, Harderat(h), Harterat(h), Hardrad, Chardrad, Hartrad, Hartdrad, Harthrat, Hardraht, Haridrad, Herdered, Arderat, Ardrad und die feminin. Form Hardrada oder Ardrada.
Von dem Taufnamen „Hartard" oder „Hartrat(h)" abgeleitet sind möglicherweise auch Familiennamen wie „Hartroth", „Hartrodt" oder „Hartrott"; sie können aber ebenso zur Gruppe der hessisch-thüringischen Herkunftsnamen gehören, Familiennamen also, die ihre Wurzel in Orts- und Flurbezeichnungen haben: „-rott" ist eine in Hessen und Thüringen nicht unübliche Endung von Ortsnamen, und im Rheinland ist „Hartrath" der Name einer – längst untergegangenen – Ortschaft. Die in der Eifel gelegene Burg Hartardstein (oder Hartelstein) bei Prüm freilich, die 1341 unter luxemburgische Lehenshoheit fällt, führt ihren Namen nach dem Erbauer, Hartard von Schönecken aus dem Hause der Grafen von Vianden.
Schließlich meint „hartrot(h)" noch „rot, hartschalig" (von der Weinbeere, vgl. Grimms Wörterbuch). Auch die schlesischen Hartert, deren Name sich von den Ortsnamen „Hartha" bzw. „Hartau" herleitet, treten früher als „Hartart" urkundlich in Erscheinung.
Das erste urkundliche Auftreten des Personennamens „Hartrat" in Deutschland nimmt Bahlow (vgl. unten: Quellen) für das Jahr 1061 an (Hartradus niger = „schwarzer Hartrad" in Nassau; vielleicht steht dieser in Zusammenhang mit der nassauischen Familie der Herren und Grafen von Merenberg, bei denen der Personenname „Hartrad" vom Stammvater Hartrad I. (um 1090) bis zum Letzten des Hauses, Hartrad VII., über 10 Generationen hinweg Leitname ist. Auch der 1031 und 1051 [also vor 1061!] genannte Hartrad, Bruder des heiligen Mainzer Erzbischofes Bardo, gehört hierher); tatsächlich tritt uns der Name schon wesentlich früher entgegen, etwa im 7. Jh. mit einem an Maas und Mosel begüterten Hardrad (* um 676, † vor 696) , oder im 8. Jh. mit dem thüringischen Grafen Hardrad, der sich 785 gegen Karl den Großen empört. Ein Höriger des Namens Hartrad wird 815 in einer Mainzer Urkunde in Dienheim genannt. – Wenngleich nicht eben häufig, bleibt der Name doch bis ins 18. Jahrhundert hinein in Gebrauch (vgl. z.B. den aus Luxemburg stammenden Speyerer Fürstbischof Heinrich Hartard Freiherr von Rollingen, gest. 1719, und dessen Neffen, den Speyerer Domherrn Karl Wolfgang Hartard Freiherr von Rollingen, gest. 1730).
Als Familienname findet sich „Hartrat" erstmals im Jahre 1278 mit dem Heinrich Hartradi, Zeuge einer Urkunde des Deutschen Ordens zu Nägelstädt in Thüringen, dann wieder 1296 mit dem Leipziger Ratsherren Heinricus Hartradi, der 1318 als Henricus Hardrat erscheint und möglicherweise mit dem im Jahr 1343 bezeugten Heinrich Hartrat, Bürger von Rothenburg ob der Tauber, identisch ist (jener mag aber auch einer fränkischen Familie angehören, die 1315 mit Johann Hartrat in Brüx [bei Coburg] und 1383 mit Hanns Hartrat in Bütthart [zwischen Würzburg und Bad Mergentheim] belegt ist).
Schon im 13. Jh. erscheint der Name auch in Hessen: 1296 wird dem „Friderico dicto Hartdrat et uxori sue Lucen" (Urkundenbuch der Stadt Frankfurt) vom Deutschordenshaus zu Sachsenhausen die Mühle Kistelberg in Dieburg (bei Darmstadt/Hessen) zur Pacht übergeben; 1314 werden Friedrich und Lukard Hartrad als Bürger Dieburgs genannt, und 1316 verkaufen sie ihren Hofplatz neben der Mühle an das Deutschordenshaus. In der Urkunde von 1316 erscheint außerdem ein Sohn Rutzo Hartrad; 1329 finden wir dessen Brüder Heilmann (Gatte der Gerhus) und Kulmann Hartrad, als Heilmann und seine Frau die elterliche Mühle in Erbpacht übernehmen; der Vater Friedrich ist 1329 bereits tot.
Zu dieser Familie, die vielleicht mit den heute noch blühenden hessischen Hartart identisch ist, gehören wohl auch: Heilo Hartrad, um 1317 Weinschröter („sartor vini") zu Frankfurt (möglicherweise ist es Heilmann, der Sohn Friedrichs; event. hierher auch der 1316 in Dieburg genannte „Hartrad, filius sartoris"); Erwin Hartdrat, 1398 Schöffe am Landgericht Frankfurt und Ratsgeselle der Stadt („unser myddescheffin und ratgeselle, der in lantgerichte phliget zu siczen"), möglicherweise personengleich mit dem im Repertorium Germanicum der Jahre 1378 bis 1415 genannten Erwinus Hartrad und dem 1354 bis 1361 erwähnten, ursprünglich aus Dieburg stammenden Erwin Hartrad auf dem Kornmarkt zu Frankfurt. Des letzteren Sohn, der Krämer Henne Hartrad, wird 1387 bis 1430 genannt.
Aus Dieburg kommen ferner: der Frankfurter Gadenmann Heinzchen oder Heintze Hartrad (1357 / † 1390) genannt zu Waldeck, am Krautmarkt, Schwiegervater des Patriziers Adolf Knoblauch, schließlich der Henricus Harttradi, 1389 Student in Heidelberg (und möglicherweise personengleich mit dem 1393 an der Universität Wien nachgewiesenen Henricus Hartrodi, da dieser in den Wiener Matrikeln der „Natio Rheniensis" zugerechnet wird). Eventuell ist sogar bereits der 1253 genannte Dieburger Schöffe Hartrad hierher zu rechnen, dann allerdings als wohl frühester urkundlich faßbarer Angehöriger des Geschlechts, da „Hartrad" in diesem Fall noch Personen-, nicht Familienname ist (interessanterweise hat die Urkunde, in der er als Zeuge auftritt, die Verleihung der – später Hartradschen – Mühle Kistelberg durch Ulrich von Münzenberg an den Dieburger Vogt Rudolf zum Inhalt).
Weiter sind dieser Familie noch zuzuzählen: Peter Hartradis, 1334 Bürger zu Friedberg (Hessen); der aus Wölfersheim bei Friedberg stammende Gernandus Hartert(t), der sich im Sommer 1508 an der Universität Leipzig immatrikuliert; der Schultheiß Johann Harterd aus Eschbach zwischen Frankfurt und Bad Homburg (Hessen), mit dessen 1543 an der Universität Marburg immatrikuliertem Sohn Hartmannus Hartardus übrigens der Name „Hartard" in dieser Form erstmals erscheint; vielleicht auch der ebenfalls aus Hessen stammende Wigandus Hartard, der 1592 in den Marburger Matrikeln aufscheint (vgl. unten die Bemerkung zu den nordhessischen Hartard / Hartrat); schließlich die im Repertorium Germanicum zur Zeit des Papstes Martin V. (1417 – 1431) erwähnten Hermann(us) Hartradi „presbyter" („Priester") und Johannes Hartrad, „clericus Maguntiae" („Kleriker in Mainz").