Paul Lincke, der Komponist populärer Lieder ("Das ist die Berliner
Luft . . . " ) , hatte einen V o r f a h r e n , der nicht " n o r m a l " w a r . Der
Verleger Hermann Luchterhand ebenso. Ihre namengebenden Vorfahren
waren Linkshänder. Und das war nach damaligem Vorurteil ein Makel:
Wenn rechts richtig ist, so lautete die gängige Meinung, dann ist
links falsch. "Der Linke macht nichts recht", sagt der Volksmund.
Unsere Sprache spiegelt das bis heute: Wir ziehen ein Kleidungsstück
"auf links", das heißt: auf die falsche Seite. Die Gaunersprache, das
Rotwelsch, verstärkt diese Wertung noch: Ein "Link" ist da eine Lüge,
"linken" heißt täuschen. Der "linke Vogel" ist uns aus der
Umgangssprache vertraut. So wurde der Linkshänder als ungeschickt
("linkisch") verspottet, und der Spott der Mitmenschen blieb als
Familienname hängen.
Verblüffend ist die vielfältige Gestalt dieses einfachen Worts als
Familienname - ein Beweis, wie unbefangen unsere Vorfahren in der
"Vor-Duden-Zeit" drauflosschrieben: Da gibt es die Links und die
Lincks, die Link (das sind mit mehr als 20 000 Namensträgern die
häufigsten) und die Linck, Linke (knapp 20 000), Lincke, Lingk,
Lingke, Ling, Linker, Lynker, Lyncker, Lenk, Lenke, Lenck, Lencke und
die niederdeutschen Lucht, Luchter und Luchterhand.
Der "link" im Web hat damit nichts zu t u n . Das englische Wort
bezeichnet eine "Verbindung".
Artikel erschienen am Fr, 4. Februar 2005
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