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Billet

Verfasst: 08.11.2006 09:01
von Thomas
Hallo,

von Claus Billet erhielt ich einen Scan aus einem alten deutschen Lexikon und dessen Abschrift.
Hier wird der Namensbegriff "Billet" erklärt.

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Billet-Amt, ist zu Halle ein besonderes Collogiom.

Man hat zu alten Zeiten, da die Stadt mit Einquartierungen nicht belegt gewesen, nichts davon gewußt; nur, als bey Antritt der Regierung König Friedrich, Wilhelms zuerst das Arnimsche und nachher das Fürstl. Anhaltische Regiment zu Fußbeständig daselbst in Garnison gelegen, so ist von Sr. Königl. Majestät vor nöchig befunden worden, ein eigenes Billet-Amt zu verordnen, welches nach dem unter dem 18 Mai 1713 allergnädigst publizierten Einquartierungs-Reglement vor die Infantrie unter Direction des Steuer-Raths als Commisarin Loci die Einquartierung der Garnison und Eintreibung des Service besorgen muß.

Es besteht dasselbe aus einem Rathsmeister, einigen Rathspersonen, einem Deputierten von der Universität, einem von den Pfältzern, einem von den Frönzösischen Gerichten und denen Gemeinheits-Meistern wegen der Bürgerschaft, welchen ein besonderer Billet-Schreiber zur Führung der Rechnung und Schreibung der Billets zuzuordnen ist; die Gemeinheits-Boten aber müßen dabei aufwarten und den Service einfordern.

( von Dreyhaube Beschr. Des Saal-Kreises Th. II. p. 178 )


Billete, oder Billot

ist ein kleines Zeichen in Gestalt eines kleinen Gefäßes oder eines runden Stück Holz, welches man gemeindlich an das Ende einer Stange, an diejenigem Orte hinstellet, wo der Zoll bezahlt werden muß; damit die Kauf-und Fuhrleute verstehen sollen, daß sie nicht vorüber fahren sollen, ohne dem König den Zoll zu bezahlen, oder anderen Herren, welche die Wege bessern lassen.

( Lente, aller Handlungen und Gewerbe Th. I )


Billets, Billette, Brieflein,

in der Wappenkunst, sind in Gestalt viereckigter länglichter Figuren wie Brieflein oder Zretel. Sie werden auch von etlichen Schindeln oder Ziegelsteine genannt.

Allein was man aus selbigen machen, oder wofür man selbige halten solle, darvon findet sich nichts hinlängliches.

Sie erscheinen auch in sehr wenig Deutschen Wappen. Und was sollen auch Liebes-Briefe oder Ziegelsteine in selbigen vor eine Stelle finden ?man müßte denn, wegen der letzteren, etwa also sagen wollen, es habe ein Landsasse, dessen Vorfahren "Frilasser" (?) gewesen, mit Ziegelsteinen ein großes Vermögen erworben, daher er solche nachmahls seinem Wappen-Schilde einverleiben laßen.

Doch wie er, als ein Land-Mann, zu einem Schilde und Wappen gekommen, darinne würden sich freilich viele Schwierigkeiten finden.

Will man sie aber auch vor eine eigene Art Gewehr ansehen, dürfte solches so gar unwahrscheinlich nicht fallen.

(Jschackwitzens Wappenkunst p. 95 u.f. Menestriers Herold-oder Wappenkunst p. 30 )


Billets-Banco, oder Billetsbanquen,

sind eigentlich nichts anderes, als ein gewisses und sonderlich bey schweren Kriegszeiten, oder anderen gefährlichen Zeitläufen, wegen Ermanglung des baaren Geldes einzuführendes Gewerbe wie dem sogenannten "Münzzeteln.**..?", dergleichen nur noch in den neueren Kriegszeiten in unterschiedlichen Reichen und Ländern angestellet worden.

(Lexikon aller Handlungen und Gewerbe)

** Hierbei dürfte es sich um Kriegsanleihen handeln.


Billets,

heißt in der Wappenkunst mit Schindeln besetzte, als ein Schild oder Feld.

( Trichters Exercit. Lexie. )


Billett-tier, oder Billettier

ist als Beamter welcher die erstbeschriebenen Billette ausfertigt und ausliefert.

So heißen auch zu Bourdeaux die Einnehmer der königlichen Zölle, welche die Aufsicht über die Thore haben. Es sind zu Bourdeaux bis auf 24 Billetiers an denen 14 Thoren der Stadt hin-und her zerstreut, daß sie die selbigen von früh 6 Uhr an bis auf den Abend 6 bewahren, worauf sie nach Hause gehen, da alsdenn der Eingang und die Verwahrung besagter Thore der Diferection der Thorwärter überlassen wird, die in der Stadt Solde stehen. Das Amt dieser Billetiers besteht darinnen, daß sie auf alles, was ein-und ausgehet, Lichtungen geben, und darüber nach der Wichtigkeit und Beschaffenheit ihrer Posten ordentliche und richtige Verzeichnisse oder Register halten müßen.

Es giebt auch daselbst noch zwey anderen Beamten,welche man der Billetiers Controleurs nennet, deren Amt ist, daß sie die Arbeit dieser Einnehmer untersuchen und sehen müßen, ob sie auch fleißig in ihren Thoren sitzen.

Bey uns in Deutschland nennt man diese Leute insgemein Thorschreiber und Zöllner oder Zoll-Einnehmer, davon unter diesen Benamungen ein mehreres nachzusehen.


Billettieren, oder Bilettieren

Französisch: Billerter,

heißt Zettel auf die Zeuge machen. Auf diese Zettel setzen die Kaufleute, wie auch die kramenden Handwerker, Manufactariers, sondelich diejenigen, die im einzelnen handeln,

die Nummern und die Zahl der Ellen der ganzen Stücke, nach den Fattuten der Commißionaire, die sie ihnen zuschicken, und schreiben alle Tage darauf, was von dem angeschnittenen abgenommen worden.

Die Kaufleute haben gleichfalls im Gebrauche, an ihre Zeugs Zettel zu hängen,wenn sie ein Invertarium machen wollen, welches sie absonderlich in Frankreich, den Königlichen Befehlen zu Folge,alle Jahre. Oder um wenigstens alle zwey Jahre thum müßen.


Der auf obiger Quelle stehende Billet, John war, laut einer englischen Quelle (leider ist diese Quelle nicht mehr auffindbar) "Quartiermaster" bei Henry V. 1415 und führte Quartierscheine ein (die Billet's).
Er hatte die Idee, den Bauern für die Bereitstellung der Unterkünfte und für Verpflegung, der Soldateska des Henry V., Steuererlasse zu geben.
(Krieg bei Azincourt 1415)
Dies geschah durch Aushändigung von "Bescheinigungen", sogenannten "Billet's".
Nachdem die französische Sprache in Europa und auch in Russland als sogenannte "vornehme" Sprache galt und allgemein benutzt wurde, ist es nicht weiter verwunderlich, daß auch der Begriff für ein "Billet's" (und dessen vielschichtige Zweck-Deutung) sich verbreitete.


Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag zum Namenlexikon
Thomas

Billet

Verfasst: 08.11.2006 10:06
von Claus J.Billet
Noch eine Anmerkung dazu:
Das Wappen des John Billet ist im "Wappenindex" zu finden. :lol:

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sowie in der Sammlung "Armorial Gènèral" von Rietstap/Rolland

Billet

Verfasst: 21.11.2006 15:57
von Irmgard
aus Lexikon Krünitz:

Lombards=Scheine, franz. Billets Lombards, nennt man gewisse Billets von besonderer Figur und Gebrauch, deren man sich in Italien und Flandern und seit 1716 auch in Frankreich bedient.

Die italienischen Lombardszettel, welche eine länglich dreyeckige Gestalt haben, sind von Pergament, oben ungefähr einen Zoll breit, und unten spitz. Sie werden hauptsächlich gebraucht, wenn Particuliers an Ausrüstung eines zu einer langen Reise bestimmten und beladenen Schiffes <80, 290> Antheil nehmen wollen. Man verfährt aber damit also. Derjenige, welcher an der Ladung des Schiffs Antheil haben will, bringt sein Geld zu der Casse des Kaufmanns, welcher es ausrüstet; dieser schreibt den Nahmen desjenigen, der dieses Darlehn hergibt, wie auch die Summe desselben, in das Buch ein, welches er über seine Casse hält; hierauf schreibt er den Nahmen und die Summe, welche er in sein Buch eingetragen hat, auf ein Stück Pergament, welches 12 oder 15 Linien breit, und 7 oder 8 Zoll lang ist; alsdann schneidet er solches überzwerch von einer Ecke zur andern, nach der Diagonal=Linie entzwey, wovon er die eine Hälfte in seinem Comtoir aufhebt, die andere aber jenem überliefert, der sie bey der Wiederankunft des Schiffes wieder zur Casse bringt, und mit der andern Hälfte, welche darin aufbehalten worden ist, vergleicht, da ihm alsdann entweder das Darlehn, oder der Profit gezahlt wird.

In Flandern geben diejenigen, die auf Pfänder leihen, ähnliche Billets. Sie schreiben auf ein gleiches Stückchen Pergament den Nahmen dessen, der von ihnen Geld aufnimmt, und die Summe, welche er empfangen hat, und nachdem sie es eben so entzwey geschnitten haben, geben sie eine Hälfte dem, der von ihnen borgt, die andere aber legen sie zum Pfande, um es ihm, wenn er die stipulirte Summe wieder gibt, auch wieder aushändigen zu können. Schedel.