Seite 1 von 1

Wappen echt?

Verfasst: 31.12.2004 16:07
von Thomas
Hallo,

hier habe ich noch einmal 2 Wappen, bei denen nach der Echtheit gefragt wird. Hier die Email von Barbara Meier aus Zürich:

Hi Thomas,
ich habe in der Wohnung meiner Grosseltern die Wappen meiner Ururgrosseltern gefunden. Das eine ist von der Familie Nuber, das andere von den Hackenmüller(dort steht Haggenmüller). Woher weiss ich, dass das echt ist und nicht einfach nur eine Erfindung?

Grüsse Babs

Bild

Weitere Angaben zum Bild:

das Bild muss 1887 für die Hochzeit von Peter Nuber und Veronika Hackenmüller(oder Haggenmüller) angefertigt worden sein.

Peter Nuber: 1854 -1928, geb. zu Opfenbach Bez. Lindau(beim Bodensee), Deutschland
Veronika Hackenmüller: 1861-1944, geb. zu Legau Bez.Memmingen Deutschland
Eine dieser beiden Personen soll noch mehr oder weniger Österreichischer abstammung sein, meines wissens die Frau.

Eine Tocher dieses Ehepaares ist in Hohenems, Vorarlberg geboren worden. Von den anderen kindern weiss ich nichts.
Einige ihrer Kinder und Enkel zogen in die Schweiz

Leider habe ich keien Informationen über die Eltern dieser Eheleute.
Hoffe das reicht so.
Wenn das Wappen echt wäre, müssten doch beide adelig sein, wegen dem Helm und der Münze um den Hals, oder?

Grüsse Babs

Re: Wappen echt?

Verfasst: 31.12.2004 17:05
von Christoph v. Hasenhorst
Vielleicht wäre es sinnvoll, nach weiteren Quellen zu forschen bevor man ein Urteil über die Echtheit abgibt - z.B. regionale Wappenrollen, möglicherweise hilft auch die Vereinigung des deutschen Adels in Marburg weiter, falls es sich tatsächlich um eine immatrikulierte Adelsfamilie handelt.

Nach erstem Augenschein sieht das Wappen authentisch aus, es scheint sich um ein Doppelwappen anlässlich der Vermählung Ihrer beiden Ururgroßeltern zu handeln - hieraus kann sich dann auch die früher durchaus nicht unübliche Helmdecke, die mehr als Mantel dargestellt wird, erklären.

Auch die Helmzier ist korrekt proportioniert, mit der Frage nach dem familiären Adelsstand berühren Sie allerdings ein sensibles Thema, bei dem sich die Geister scheiden...

Spangenhelm mit Krone und Kleinod sind nachweislich zu vorgerückterer Zeit auch von bürgerlichen Familien in Gebrauch genommen worden, so dass allein hieraus nicht auf eine adelige Abstammung geschlossen werden kann.

Ausschlag über Adel oder Bürgertum kann beim sog. "Briefadel", zu dem Ihre Ururgroßeltern möglicherweise gehört haben könnten, da eine Zugehörigkeit zum Uradel aufgrund mangelnder Familienhistorie offensichtlich ausscheidet, ausschließlich ein Adelsbrief/Adelsdiplom geben.

Re: Wappen echt?

Verfasst: 31.12.2004 17:54
von Friedhard_Pfeiffer
Hallo,
das Wappen "Nuber" ist ein bürgerliches (Wulst!). Es scheint an die im Siebmacher, Band Bürgerliche 14. Teil, Seite 91, Tafel 37, Nrn. 1 bis 4, insbesondere Nr. 3, veröffentlichten Wappen angelehnt zu sein.
Das Wappen "Haggenmüller" scheint ein - heraldisch brauchbares - adeliges Phantasiewappen zu sein. Ein Wappen "Haggenmüller" zeigt schräglinksgeteilt rot-silber, darin ein natürlicher Dorn mit oben roter, unten silberner Rose. Die Anregung für das Wappen scheint man sich bei den zahlrechen Wappen "Müller" geholt zu haben (Gespalten und geteilt, vorne rot, hinten weiß-schwarz, darin vorne ein halbes weißes Mühlrad, hinten ......).
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

Re: Wappen echt?

Verfasst: 31.12.2004 18:02
von Barbara Meier
@Christoph v. Hasenhorst
Was genau ist der Briefadel?

Und was meinen sie mit "mangelnder Familienhistorie "?
Einen schon vorhanden Stammbaum?
Was diese Seite meiner Verwandschaft anbelangt habe ich bis jetzt nur Informationen durch meine Grossmutter erhalten. In irgendwelchen Büchern etc. habe ich nicht nachgeschaut, da ich mich noch nicht so wahnsinnig damit auskenne, wie und wo ich welche infos finden kann.

@Friedhard Pfeiffer
Ich dachte der Wulst hat keine besondere Aussage, sondern verdeckt nur den übergang zwischen Helm und Helmzier. In einem Buch stand, dass er bei Bürgerlichen und Adeligen verwendet wurde.

Re: Wappen echt?

Verfasst: 31.12.2004 18:21
von Friedhard_Pfeiffer
Sie können das ganze einfach durch Ahnenforschung klären. Urkunden erhalten Sie in Gegenden, die früher zu Preußen gehörten, bis 1.10.1874, im übrigen Deutschland bis 1.1.1876 von den Standesämtern. Vorher muß man in Kirchenbüchern achsehen.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer

Re: Wappen echt?

Verfasst: 01.01.2005 23:28
von Christoph v. Hasenhorst
Zunächst bitte ich meine Ausdrucksweise der "mangelnden Familienhistorie" zu entschuldigen, ich wollte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass eine Zugehörigkeit Ihrer Familie zum Uradel über die Generationen hinweg sicherlich überliefert und dokumentiert wäre und Sie folglich hierüber bescheid wüssten.

Zu Ihrer ersten Frage möchte ich anmerken, dass man im Allgemeinen Uradel und Briefadel unterscheidet; spricht man von uradeligen Geschlechtern, so sind jene Familien gemeint, die dem deutschen ritterbürtigen Landadel angehörten und deren zeitliches Hineinwachsen in den Adel nur in den seltensten Fällen näher festgestellt werden konnte, wobei als Nachweis die Abstammung von einem adeligen Familienangehörigen vor dem Jahre 1360 gefordert wird.
Von Briefadel spricht man dagegen, wenn sich eine Abstammung zu einem Familienmitglied belegen lässt, welches durch förmliche Verleihung (Adelsbrief, Adelsdiplom) nach diesem Zeitpunkt durch den Souverän in den Adelsstand erhoben wurde.

Zuletzt darf ich vielleicht noch anmerken, dass Sie mit Ihrer Vermutung hinsichtlich der "Wulst" nicht ganz Unrecht haben; diese Wulst kommt durchaus auch in adeligen Wappen vor (vgl. das Wappen der Freiherren v. Beust oder Schenk v. Dönstedt).

Re: Wappen echt?

Verfasst: 02.01.2005 13:38
von Christoph v. Hasenhorst
Sollte sich das Wappen "Nuber" in der Tat an die im Siebmacher, Band Bürgerliche 14. Teil anlehnen, so scheint es sich höchst wahrscheinlich um ein bürgerliches Wappen zu handeln, jedoch wäre es wohl eine unzulässige Verkürzung, stellte man hierfür allein auf die Verwendung der "Wulst" in der Helmzier ab (vgl. das im hiesigen Wappenindex veröffentlichte Wappen der Freiherren v. Beust, die zweifelsohne dem altmärkischen Adel angehören).

Leider ist aber auch bei der Mehrzahl der ansonsten durchaus angesehenen heraldischen Vereinigungen - wahrscheinlich aus einer Sehnsucht klarer Strukturen auch in der deutschen Heraldik heraus - eine Vereinfachung der Klassifizierung adeliger und bürgerlicher Wappen zu verzeichnen.
So sollen Spangenhelm mit Krone und Kleinod ausschließlich dem Adel vorbehalten sein, obwohl der Spangenhelm als Turnierhelm gerade in den Anfängen der Turniergesellschaften auch von Bürgerlichen getragen wurde, die ihn dann naturgemäß auch in ihren Wappen verwandten, bevor an die Turnierfähigkeit von Rittern eine gewisse Ahnenreihe geknüpft wurde.
Auf der anderen Seite distanzierten sich insbesondere eine Reihe von uradeligen Geschlechtern von den ihrer Ansicht nach "rüden und archaischen" Auswüchsen des Turnieradels und verwandten demonstativ den Stechhelm in ihren Wappen, ohne dass ihnen ihre adelige Herkunft abgesprochen werden könnte (vgl. die Wappen der Herren v. Falkenberg und v. Möllendorf, sowie des lüneburgischen Erbmarschalls v. Meding).

Im Gegensatz beispielsweise zum Vereinigten Königreich ist die deutsche Heraldik überaus vielschichtig und entzieht sich nicht zuletzt aufgrund der großen territorialen Gemengelage zu Zeiten des Hl. Römischen Reiches Dt. Nation jeglicher Vereinheitlichung, geschweige denn Vereinfachung.
Möglicherweise öffenen sich auch die als "etabliert" geltenden heraldischen Vereinigungen dieser historischen Wahrheit und rücken im Interesse korrekten und verantwortungsvollen Traditionsbewusstseins von ihrer Simplifizierung der Einordnung adeliger und bürgerlicher Wappen langsam ab. Steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein...