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Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 08.02.2005 00:09
von Diana
Ich hoffe, ich bin hier richtig!! :)

Ich habe viel nachgelesen, dass Wörter ausseinander genommen werden und bin absoluter Neuling auf diesem Gebiet und würde mich auf professionellen Anstoss freuen!!
Weiß jemand von euch, woher der Name Sprengepiel stammen könnte?

Vielen lieben Dank! Diana

Re: Sprengepiel = Sprenge-beil

Verfasst: 08.02.2005 09:04
von Hendrik_Kutzke
Hallo Diana,

es kommt drauf an wo der Name herstammt!
Du solltest immer angeben aus welchem Gebiet der FN stammt und die älteste dir bekannte Schreibweise des Namens (mit Jahreszahl).

Das GW -piel hat im Norddeutschen die Bedeutung <Pfeil> oder auch <Beil>.
Hier also Sprenge-Pfeil oder Sprenge-Beil = ÜN.

Im Süddeutschen kann das Wort "biel" auch durch eine entrundete Form von "Bühl" = <Hügel> entstanden sein.

Hendrik Kutzke





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Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 15.02.2005 13:29
von Siegfried Henning
Hallo Diana,

Der Familienname Sprengepiel ist ein Satzname, gebildet aus den Bestandteilen Sprenge und piel. Satznamen beziehen sich meist als Berufsübernamen auf charakteristische Tätigkeiten der Namenträger. Spreng, Sprenge, Sprenger oder Spring, Springe, Springer von sprengen, springen. Sprengen: in der ältesten Stufe des Hochdeutschen (althochdeutsch, etwa 750 bis 1050) und in der Sprachform des Hochdeutschen (mittelhochdeutsch, etwa 1050 bis 1350) sprengen, Bewirkungswort zu springen, also eigentlich = springen lassen. Springen: althochdeutsch springan, mittelhochdeutsch springen, indogermanische Wurzel sprengh- = sich schnell bewegen. Pie(h)l (niederdeutsch), Pyl = Pfeil. Althochdeutsch und mittelhochdeutsch pfil aus mittellateinisch (Sprachform des Lateinischen im Mittelalter) pilus für lateinisch pilum = Wurfspieß, -pfeil. Deutung in der Fachliteratur: Übername vom Beruf des Bogenschützen.

Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Familie Sprengepiel. Wenn Interesse besteht, bin ich zu Auskünften gerne bereit.

Ein freundlicher Gruß von S. Henning, Berlin

Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 15.02.2005 21:32
von Hendrik_Kutzke
Hallo Herr Henning,

Interesse besteht immer.
Wo und wann ist denn der älteste SPRENGEPIEL zu finden?

Hinsichtlich der Bedeutung des FN SPRENGEPIEL würde ich vorsichtiger formulieren, ... es könnte ein BÜN sein.
Wenn es ein BÜN ist, dann kommen für das GW -piel (zumindest im Norddeutschen) die Bedeutung "Pfeil" oder auch "Beil" und zwar gleichwertig.
Dann, wie oben schon gesagt, Sprenge-Pfeil oder Sprenge-Beil = ÜN.

Vielleicht sehen Sie sich mal dazu meinen Beitrag im Namenlexikon für KLINGBEIL an.

Mit freundlichen Grüßen
Hendrik Kutzke

Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 16.02.2005 11:09
von Siegfried Henning
Guten Tag Herr Kutzke,

Für was interessieren Sie sich, für die Familie Sprengepiel oder für Namenforschung?

Den Namen Sprengepiel habe ich in verschiedenen Schreibweisen gefunden: Sprengepyl, Springepyll, Sprengepfeil usw.

- 1501 Sprengepiel in Goslar
- 1517 Sprengepiel in Bielefeld
- ab 1550 bis etwa 1750 Sprengepiel im Kirchspiel Rödinghausen in der Grafschaft Ravensberg
- ab 1680 Sprengepiel in den Kirchenbüchern Rödinghausen
- später dann Streuung der Familie in Westfalen

Gruß aus Berlin, S. Henning

PS: Habe bei meiner ersten E-Mail vergessen, die Quelle für die Deutung der Worte "Spreng" und "piel" anzugeben. Zitiert nach Lutz Mackensen: "Ursprung der Wörter". Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. München 1985, Seiten 289 und 365.

Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 16.02.2005 11:57
von Manuel
Ich grüße euch!

Ich wollte zu "spreng, sprenge, sprenger" noch einmal etwas aus Naumann, Horst (Hrsg.): Familiennamen, Leipzig 1987 anfügen: Sprengere (1279), Sprengers (1295). (a) Berufsname mittelniederdeutsch (ich schreibe das mal aus, falls Diana und andere mit den Abkürzungen nichts anzufangen wissen) "Heuschrecke" übertragen: Tänzer, Springer, Gaukler. (b) Herkunfts- bzw. Wohnstättenname zu einem Orts- bzw. Ortlichkeitsnamen "Spreng(e)". (c) Übername zu mittelhochdeutsch "sprengen" (= einen angreifen) für einen aggressiven Menschen.
Der zweite Teil wie erwähnt (Piel = Pfeil, Biel = Beil oder Hügel).

Manu

Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 16.02.2005 12:00
von Manuel
Ich grüße euch!

Ich wollte zu "spreng, sprenge, sprenger" noch einmal etwas aus Naumann, Horst (Hrsg.): Familiennamen, Leipzig 1987 anfügen: Sprengere (1279), Sprengers (1295). (a) Berufsname mittelniederdeutsch (ich schreibe das mal aus, falls Diana und andere mit den Abkürzungen nichts anzufangen wissen) "Heuschrecke" übertragen: Tänzer, Springer, Gaukler. (b) Herkunfts- bzw. Wohnstättenname zu einem Orts- bzw. Ortlichkeitsnamen "Spreng(e)". (c) Übername zu mittelhochdeutsch "sprengen" (= einen angreifen) für einen aggressiven Menschen.
Der zweite Teil wie erwähnt (Piel = Pfeil, Biel = Beil oder Hügel).

Manu

Re: "Sprengepiel

Verfasst: 16.02.2005 14:00
von Hendrik_Kutzke
Hallo Herr Henning, hallo Manu,

Mich interessiert nur die Namenforschung.
- 1501 Sprengepiel in Goslar
- 1517 Sprengepiel in Bielefeld
Das ist ja schon mal was (ich meine das Alter des FN).

Die Schreibweisen des FN Sprengepiel: Sprengepyl, Springepyll, Sprengepfeil usw.
verhalten sich auch ganz normal, so dass wir das BW Sprenge- / Springe- und das GW –piel als feste Größen annehmen dürfen.

Vielen Dank für den Hinweis auf MACKENSEN, der als wissenschaftlich verlässlich angesehen wird. Der von Manu genannte NAUMANN fällt ebenfalls unter dieses Qualitätsurteil.

Bedenken muss man jedoch, dass in solchen Werke immer nur einen begrenzten Raum zur Veröffentlichung zur Verfügung steht, d.h. dort kann kaum in die Tiefe gegangen werden und einiges wird unter den Tisch fallen müssen.

Ich habe jetzt MACKENSEN und NAUMANN nicht zur Hand, so dass ich nicht nachschauen kann wie sie den/die Namen präsentiert haben.
Nach Manus Beschreibung hat NAUMANN die Wörter einzeln beschrieben und kommt dementsprechend auch zu anderen Ergebnissen.
Wenn bei MACKENSEN die Wörter ebenfalls einzeln beschrieben werden, dann hat er einiges weggelassen :-).

Ein Hinweis, man kann nicht zwei Einzelwörter verbinden und deren Einzelbedeutungen als Gesamtbedeutung "addieren".
Das funktioniert bei FN nicht zwingend.

Gibt es eventuell eine Information über die Berufe, Stand, Stellung der SPENGEPIEL in Goslar und in Bielefeld?

Hendrik Kutzke

PS: Es gibt auch den FN SENGEPIEL, SENKEPIEL. Wenn dieser FN analog zur Ihrer Deutung ein Satzname ist, dann würde es heißen „senke den/die/das piel, denkbar wäre aber auch senge = erhitze, also „erhitze den/die/das piel“ “ und man könnte einsetzen für –piel = Pfeil, Beil, Lanze, usw..
Es gibt sogar Namenforscher die hier (senge = senke) eine obszöne Handlung sehen :-).

***

Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 16.02.2005 14:11
von Diana
Erst einmal vielen lieben Dank für die aktive Hilfe! :)

Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich absoluter Neuling auf dem Gebiet bin und aus dem staunen gar nicht mehr heraus komme.

Kann ich also auch davon ausgehen, dass der Name "Sprengepiel" deutscher Herkunft ist?
Ich wurde mehrere Male angesprochen, ob er niederländisch wäre.

Daher bin ich überrascht nach den vielen Resultaten.

Re: Bedeutung vom Namen "Sprengepiel

Verfasst: 16.02.2005 16:21
von Siegfried Henning
Guten Tag Herr Kutzke, Manu und Diana,

vielen Dank für die Informationen. Für Hilfe bin ich immer dankbar.

Mackensen hat nicht den Namen gedeutet, ich habe lediglich die Worterklärungen aus seinem Werk entnommen. Den Namen deutet u.a. Bahlow: "Sprengpfeil = „laß den Pfeil springen“. Übername vom Beruf des Bogenschützen" und Brechenmacher: "Sprengepiel = niederdeutscher Übername = mach den Pfeil springen". Das dies zutreffend sein könnte, habe ich einer Arbeit von L. Edel aus dem Jahre 1955 entnommen. Er schreibt: „Über der Haustür ... sieht man ein altes Familienwappen. Die eine Seite zeigt das Wappen des Mannes, ein von zwei Pfeilen durchschossenes Herz. ... Das Wappen des Mannes gibt uns Aufschluß über die Entstehung des Namens Springbiel. Das Wort ist ein Satzname und bedeutet: Springe Pfeil.“ Es handelt sich hier um einen Vogt Claus Burchard Springbiel (auch ähnlich geschrieben), 1674 in einer Urkunde genannt, der ein Gut angelegt oder übernommen hatte, daß dann seinen Namen erhalten hat (heute Bad Bentheim an der deutsch-niederländischen Grenze). Dieser Sprengepiel soll aus Vechta stammen. Unbewiesen! Und damit komme ich zu Dianas Frage: Daß die Familie Sprengepiel aus Holland stammen soll, war mir bislang unbekannt. Ich habe aber in einer Zeitung von 1983 gelesen: „Fest steht jedoch, daß sich die Sippe Sprengepiel später in zwei Richtungen teilte, nach Westfalen und an die holländische Grenze bei Gronau.“ Diese Aussage bezieht sich wohl auf den von mir oben geschilderten Sachverhalt. Ich habe jedenfalls für die Herkunft aus Holland bis heute nicht den geringsten Anhaltspunkt gefunden.

1501 Sprengepil im Goslarer Schoßregister verzeichnet. Diesen Hinweis habe ich selbst erst kürzlich erhalten und noch nicht eingesehen.

Gert Sprengepyll war 1517 Hausbesitzer in der Bielefelder Neustadt.

1550 Melchior Sprengepiel Rentmeister des Amtes Limberg in der Grafschaft Ravensberg.

Und nun für den Herrn Kutzke ein Beispiel zur Schreibung des Namens. In einem Kaufvertrag um 1664 wurden drei Geschwister aufgeführt: Lambert de Springepil, Claus Burchard de Springepiell und Catharina Clara von Sprengepfeil. Das ist doch ein schönes Beispiel für die Arbeitsweise früherer Schreiber.

Gruß S. Henning