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Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 10.05.2005 19:39
von Gast
Die meisten deutschen Familiennamen stammen von Berufsbezeichnungen, andere sind vom Herkunftsort, dem Namen des Vaters oder von Eigenschaften abgeleitet.
So lese ich z.B. in einen Familienlexikon:
Birnbaum:
1. Wohnstättenname: »wohnhaft bei einem auffälligen Birnbaum«.
2. Herkunftsname zu dem häufigen Ortsnamen Birnbaum.
3. Hausname: ein Haus zum Birboume ist i.J. 1336 in Würzburg belegt; ein solcher Hausname kommt auch in anderen mittelalterlichen Städten (z.B. in Köln, Frankfurt a.M., Worms und Straßburg) vor.
Nun lese ich durch Zufall über Birnbaum folgendes:
Im Mittelalter war es häufig so, dass leibeigene Juden von ihren Rittern das Namensrecht aberkannt bekamen. Durch Zahlung einer besonderen Steuer wurde ihnen ein neuer Name zugewiesen.
Billiger waren z.B. Namen, die einen Pflanzennamen trugen, häufig Baumbezeichnungen:
Kirschbaum
Birnbaum
usw.
Teurer waren wohl klingende Namen wie
Kupferfeld
Silbermann
usw.
Kann man dies so stehen lassen bzw. war das wirklich so, und in welchen Gegend müßte ich auf solche Besonderheiten achten?
Wie immer euer,
Manni
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 10.05.2005 20:47
von Irmgard
jein, Manni,
Juden hatte aus ihrer Geschichte heraus, wie die Nordländer, keine Familiennamen. Sie waren der Sohn des..
Erst als sie aus Österreich vertrieben wurden und sich in Preußen einkauften (1000 Familien) MUSSTEN sie einen Namen annehmen, der ihnen zugewiesen wurde. Da man sie nicht achtete, waren das Schandnamen. Erst im 19.Jahrhundert bekamen sie mehr Bürgerrechte und unter anderem auch das Recht, sich gegen Gebühr umzunennen.
Sie nahmen Namen an, wie sie zu ihrer Epoche paßten : romantische . Das taten ihnen andere, nicht jüdische Bürger gleich.
Google mal nach: Preussen Juden
Du findest viel und viel ausführlicher, als mein Gedächtnis es hergibt
Die metallischen Namen kamen meist daher, daß Juden kein Handwerk ausüben durften und ihnen somit nur der Handel (bevorzugt mit Geld = Geldwechsler) blieb.
Aber auch darüber gibt es im I-net viel zu lesen.
Viel Spaß.. Irmgard
Also Birnbaum usw. ist nie unbedingt jüdisch.
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 10.05.2005 21:58
von Irmgard
nicht 1000 sondern 50 Familien - die 1000 Taler nachweisen mußten.
gute Seite :
http://ursulahomann.de/JudenInBrandenburg/kap003.html
und :
http://www.judentum-projekt.de/geschich ... eit/brand/
und dann gab es da noch die konvertierten Juden, die sich kostenlos umnennen durften, wenn sie einen Namen hatten, der ihr Fortkommen beeinträchtigte und dazu angetan war, sie zu verspotten.
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 12:58
von Irmgard
gerade bekam ich einen Artikel über Thomas Greve, einen Namensvetter unseres Hausherrn hier, der die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebte.
Greve - ein wirklich nicht jüdischer, nicht romantischer, wohl eher kein berufsbezogener Name.. - möglicherweise steht hier grev-e für grau ? Passt das zum Judentum in deutschen Landen?
schade, wüßte ich gerne..werde ich aber nicht erfahren .
Jedoch sieht man daran, daß man auf Namen nicht zuviel Wert legen sollte.
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 13:08
von eiche
Tach Irmgard,
die Namen Greve, oder auch Graefe würde ich durchaus als berufsbezogen werten können (wenn auch nicht ausschließlich), nämlich als einen Gräfe einen Gerichtsvorsitzer.
Selbstverständlich hat der Name nichts semitisches, es sei denn irgendeiner ist mal konvertiert.
Gruß Peter
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 13:20
von Gast
Anmerkung zu Greve:
Greve:
niederdeutsche Form von Graf(e). Herman Greve ist a. 1456 in Coesfeld bezeugt.
Graf(e), Gräf(e), Graff(e), Gräff(e):
1.Übernamen zu mhd. grave, mnd. grave, greve, md. grabe, grebe »Graf« nach einem Dienst- bzw. Abhängigkeitsverhältnis oder auch nach der Überheblichkeit des ersten Namensträgers. 2.Amtsnamen für den Dorfschulzen oder den Vorsteher verschiedener Ämter (vgl. Holzgraf). Johan der Graf ist a. 1317 in Regensburg bezeugt. Bekannte Namensträger: Urs Graf, schweizerischer Zeichner und Kupferstecher (15./16.Jh.); Oskar Maria Graf, deutscher Schriftsteller (19./20.Jh.); Steffi Graf, deutsche Tennisspielerin (20./21.Jh.); Anton Graff, schweizerischer Maler (18./19.Jh.).
Holzgraf:
Amtsname zu mhd. holzgrave, mnd. holtgreve »Holzgraf, Waldrichter, Vorsitzender in einem Wald- oder Forstgericht«, später wohl nur »Waldwärter, -aufseher«.
Wie immer euer,
Manni
(irmgard edit 4.5.07: Greve Namenlexikon beachten!)
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 14:00
von eiche
Hallo Manni,
als Gegenstück zum Wald und Forst, möchte ich dann auch mit einen der wohl berühmtesten Graefe fortfahren, nämlich mit Hauke Haien dem Deichgrafen, den Theodor Storm als Schimmelreiter verewigt hat. Bei uns im Alten Land gab es natürlich auch die Graefe und Deichgerichte, denen diese Leute auch vorstanden.
Leitsätze wie: Wer nicht will deichen, muß weichen (auf Hochdeutsch übersetzt), kommt von solchen Graefen.
Aber auch wer nicht konnte (es waren auch finanzielle Mittel erforderlich), steckte nach altem Brauch den Spaten an seinem Deichabschnitt in den Sand, damit verlor er auch sein Land, Haus und Hof war aber weiterhin ehrbar. Der jenige der den Spaten herauszog war fortan auch Besitzer des Landes und er musste nunmehr für zwei Deichabschnitte geradestehen. Wer hingegen wegen Nachlässigkeit an seinem Abschnitt einen Deichbruch verursachte, der wurde samt den Steinen und Holz seines Hauses lebendig in den Deich begraben. Das war altes Deichrecht.
@ Holde Irmgard noch einmal,
der Herr Greve der das Lager überlebt hat, muss natürlich überhaupt kein Semit sein, er brauchte ja nur öffentlich bekunden (und sei es nur am Stammtisch in der Kneipe um die Ecke) dass er das Regime sch...... findet, dafür konnte er durchaus in solch ein Lager verbracht werden, neben Kommunisten, Sozialisten, Sinthi und Roma, die auch alle in solchen Lagern einsaßen.
Man was bin ich froh, dass ich die Gnade der späten Geburt habe.
Gruß Peter
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 14:15
von Irmgard
zu Th.Greve :
er ist Jude und seine Familie waren Juden. Er war 13 als er deportiert wurde.
Es ist kaum denkbar, daß ein Jude im Mittelalter und früher ein Amt hatte.
Deshalb hätte mich interessiert, wie der Name Grev-e in diese Familie kam. Nein, eine christliche Einheirat wäre auch nicht möglich - auch kein Hofname.
Ich muß mal im Hebräischen nach einer Entsprechung für grev suchen.
Oder gibt es ein Schimpfwort, daß sich von grev ableitet - außer grau / fahl...?
ein Tier.. ich komme noch drauf.. ein Tier nannte man den Grauen - nein nicht Wolf... obwohl ..Wolf ist ein Schimpfname Name für Juden, aber es gibt auch noch einen anderes Tier, daß der Graue genannt wurde...
fällt mir irgendwann wieder ein...
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 14:33
von eiche
HI Irmgard,
versuche doch einmal beim Zentralrat der Juden Auskunft zu bekommen:
http://www.zentralratdjuden.de
Vielleicht können die dir weiterhelfen.
Gruß Peter
Re: Herkunft der Familiennamen am Beispiel Birnbaum
Verfasst: 11.05.2005 14:43
von Irmgard
is ja gut gemeint, Peter..
aber dafür interessiert es mich nicht brennend genug.
Meine spontane Wissbegierde ist schon gestillt durch meinen Ansatz der Erklärung.
Tiernamen, auch in Form eines Synonymen, waren durchaus üblich und besonders Namen von wenig geschätzten Tieren.
schönen Gruß zurück..