@ Ostfunk
Leider muß ich widersprechen! Ein Freund von mir sagt immer: "Wer lesen kann ist stets im Vorteil"! Ich erweitere diesen Satz noch um "und wer das Gelesene auch versteht"!
Auf Seite 47, Absatz der Wappenfibel Auflage 2002 steht: Die Aufeinanderfolge der Farben ist wichtig, die Nebeneinanderfolge ist unwichtig.
Abgesehen, dass der Terminus Farbe eigentlich Tinktur heißen müßte, sollte man die Wörter Aufeinanderfolge und Nebeneinanderfolge verstehen.
Ich will es erklären:
Man muß sich vorstellen, daß ein Wappenschild aus mehreren Ebenen aufgebaut ist. Die unterste ist der ledige Schild, darauf liegen in den folgenden Ebenen die/das Heroldsbild(er), die gemeine(n) Figur(en) usw.! Das ist die Aufeinanderfolge!!!!
Wenn in einer Ebene mehrere Stücke nebeneinander liegen, ist das eben die Nebeneinanderfolge.
Der verklausulierte Satz sagt nichts anderes aus, als dass Farbe nicht auf Farbe, Metall nicht auf Metall und Pelzwerk nicht auf Pelzwerk liegen soll. Dass farbige Felder (Figuren) nebeneinander liegen ist unerheblich.
Ich stimme Ihnen zu, dass ein Diskussion nichts bringt, weil eben die meisten den Satz falsch verstehen und gebetsmühlenhaft ihre falsche Interpretation unters Volk bringen wollen.
Historische Heraldik!?
Heraldik war immer von der jeweiligen Mode, den herrschenden Umständen und der Örtlichkeit abhängig. Zur Zeit Wolfram von Eschenbachs, also zur Blütezeit es Rittertums waren (im heutigen Sinne) mißfarbige Wappen das Non-Plus-Ultra. Ledige Schilde und Helmdecken in nur einer Tinktur waren die Vornehmsten. So dichtete man Parzival einen ledigen silbernen Schild mit reinsilberner Helmdecke an. Gold als Metall stand nur den Fürsten zu, Silber den Rittern und Herren. Man behalf sich, dass man den nicht so elitären Klassen Gelb und Weiß zustand.
Die Farbe Grün galt als unheraldisch. Sie wurde z.B. wie im sächsischen Wappen nur als Hilfsfarbe genutzt. Schwarz galt auch nicht als Farbe sondern als Pelzwerk. Davon zeugt heute noch der Terminus "Sable" (Zobel) im englischen und französischen Blason!
Durch das wo (Örtlichkeit) haben sich die verschiedenen (länderspezifischen) Eigenarten der Heraldik entwickelt. Wobei die deutschen Eigenarten in Skandinavien, Niederlanden, Russland usw. ihren Niederschlag gefunden haben. Im Rheinland gibt es einen starken französischen Einschlag, in Ostdeutschland polnische Einflüsse. Bayern wurde östereichisch beinflußt. Niederdeutschland hat einige besondere Formen der Heraldik entwickelt, wie Gruppenwappen! Staaten wie die Niederlande tendieren mittlerweile zur englischen Heraldik.
Man kann also nicht von einer heraldischen Historie sprechen, sondern von mehreren parallel ablaufenden. Erzählen Sie einem Engländer, dass seine Auffassung von Heraldik in den Augen des HEROLD falsch ist! Erzählen Sie einem Westfalen oder Schweizer, dass Gruppenwappen nicht korrekt sind. Diese Leute würden Ihnen sonstwas erzählen.
Qualitätsmuster: Schrägbalken Rot über 2 mal gespaltenem Schild, Löwe Schwarzer Körper, roter Kopf, eingebogene Spitze über zwei Pfählen usw.!
Es sind natürlich keine Fehler, aber nach Ihrer Auffassung wären es welche.
Sie sehen also, dass bei fast allen Wappen die Tinkturregeln eingehalten wurden. Auch bei Bielski!
Noch was dazu, der HEROLD hat Regelungen aufgestellt, die von fast allen Heraldikern ignoriert werden und kein Mensch regt sich darüber auf.
1. Richtlinien zur Blasonierung! Wie ein Blason geschrieben werden soll; ohne Phrasen, Füllwörter, Schwulst und nach der Ebenenregel! (Steht in der überarbeiteten Wappenbilderordnung) So geistern heute immer noch der bewulstete Helm, die verwechselten Tinkturen (verflucht, wie konnte das nur passieren), der gezungte XYZ, die Rechts-nach-links Blasonierung, der zum grimmen geschickte Löwe usw. durch die Blasons.
90 Prozent der Heraldiker haben immer noch nicht verstanden, das beim x-fach geteilten Schild nicht die Anzahl der Felder maßgebend ist, sondern die Anzahl der Teilungslinien. So ist ein Schild zu sechs Feldern 5-mal geteilt!
2. Sinnsprüche, Mottos, Namen und Jahreszahlen auf Bannern gehören nicht zum Wappen und haben eigentlich auch nichts in der Reinzeichnung zu suchen.
@ Tekker
Das Buch von Filip: ISBN: 3515075593. Steht auch bei Google! Gleich an 2. Stelle von Oben! Unter dem Ferienhaus, das der Gute vermietet!
Profs haben die Möglichkeiten Lektüre vorzuschreiben.
Ich weiß nicht ob das Buch im Curriculum jeder Uni/Fakultät steht/stand. Zu meiner Zeit war es das Standartwerk.
@ Claus J. Billet
Eigentlich lässt der eine Satz über die Tinkturregeln keinen Spielraum für Interpretationen. Dafür ist er zu eindeutig - wenn man ihn versteht. Interpretieren kann man nur die Ausnahmeregelungen. So gilt der Bunte Löwe auf Blau nicht als Verstoß, weil er 9 mal geteilt ist. Bei 5 facher Teilung wäre es wohl einer.
In diesem Sinne
Korff