Die nächste Bauerschaft-diesmal Horst

Fragen und Anmerkungen zu regionalen Forschungen.
Gast

Die nächste Bauerschaft-diesmal Horst

Beitrag von Gast »

Hallo Forum,
schon die nächste Anfrage :wink: .
Diesmal geht es um das Dorf Horst bei Werne in dem ich wohne.

Meine bisherige Recherche, müßte ich nur in der richtigen Reihenfolge bringen... :oops:
wollt ihr mir dabei helfen?
  • Horst, würde ich ‚Erhebung in einer Niederung’ deuten.

    Horst ist ein Grundwort von Siedlungs- und Flurnamen mit der Bedeutung
    „Gestrüpp, Buschwald; kleine, bewachsene Erhöhung im Moor“.
    Das besonders in Westfalen und Niedersachsen verbreitete Wort, althochdeutsch, altsächsisch hurst, hörst (Feminin), niederländisch hörst bezeichnet oft Siedlungen im Sumpfland. Wahrscheinlich durch Übertragung des Appellativs ist es schon im Mittelalter auch am Oberrhein zur Namenbildung verwendet worden.

    Weitere Nachforschungen die ich durchführte, ergaben folgendes:

    HORST, m. strauchwerk; nest der raubvögel. dem alten oberdeutschen masculin und feminin, hurst gegenüber, das manigfach im nhd. noch fortlebt, findet sich ein ebenso zwiegeschlechtiges meist mitteldeutsches und niederdeutsches, doch auch bis nach Augsburg (im sinne von gebüsch, wald) reichendes horst, schon früh in ortsnamen, das theils dialektisch und in der technischen sprache haftet, theils sich (in den bedeutungen 2 und 3) bürgerrecht in der gewählten sprache errungen hat.
    1) mit aufgeführten harst eng verwandt, entwickelt horst aus der allgemeinen vorstellung reiswerk, gestrüpp heraus mancherlei bedeutungen: niederl. horscht, horst, virgultum, sylva humiles tantum frutices proferens, frutetum, frutectum, senticetum;
    • mitteldeutsch und niederdeutsch eine bewachsene anhöhe über niedrigerem sumpflande; horst, ein im moorland liegender erhabener platz oder hügel, der auch in nassen jahren trocken bleibt.,
    • horst, eine bewachsene kleine erhöhung im sumpfe, vermöge welcher man denselben passieren kann, indem man von der einen auf die andere springt;
    • horst colliculus, a quibusdam virgultum horst dicitur;
    •collis ein horst, also bewachsene anhöhe im allgemeinen, wie im Reineke fuchs:
    dat he alles gudes nicht hadde mêr,
    dan alleine eine kleine worst
    in eineme winter up einer horst.
    • dann kleiner wald: horst, ein buschiger oder waldiger ort; (wir gewahren) seitwärts in dem winkel einer thalschlucht ... einen hochwald alter eichen. obgleich zurückgedrängt beinahe zu einer bloszen baumgruppe oder wie der forstmann es benennet, zu einem horste u. s. w.
    • endlich auch ein bloszer büschel sumpfgras oder im wasser stehendes rohr.
    • nach SCHAMBACH auch büschel kartoffeln, vitsbohnen, erdbeeren, wismuth u. a.; sogar eine mit getreide bewachsene kleinere fläche. in allen diesen bedeutungen ist das wort der allgemeinen schriftsprache unbekannt geblieben.

    2) horst, das von reisern gebaute nest eines gröszeren raub- oder stoszvogels, scheint als jägerausdruck zufrühest nur in ostmitteldeutschen gegenden heimisch zu sein: horst ist ein terminus, so nur bei den raub- und stoszvögeln, dergleichen adler, habichte, falken u. s. f. gebraucht wird, und ein nest bedeutet;
    • sowol als masc., wie als fem.: (dasz der schuhu) einen ganzen haasen in seinen fängen heben, und in der luft zu seinem horst forttragen kan. notab. venat;
    • seine horst hat er (der adler) in denen wäldern an einsamen und düstern örtern.;
    • ihre (der neuntödter) horst und brut ist auf heckichten oder dornichten sträuchen;
    • sonderlich ist zu merken, dasz sie (die elstern) ihre nester oder horsten oben mit geniste zuwölben;
    • und ist seit der zweiten hälfte des vorigen jahrhunderts als masc. in der allgemeinen schriftsprache gebräuchlich: wenn der adler .. in gesellschaft eines weibchens um den gipfel, dem er seinen horst und seine jungen anvertrauet hat, grosze kreise in sanfter eintracht zieht;
    • Flamin hatte eine grosze männliche gestalt, seine ineinander und zurückgedrängte schmale stirn war der horst des muths;
    • stand er wie ein sturmvogel mit aufgeblättertem gefieder auf dem blühenden horst (einer hohen gartenterrasse).
    ->und ward bei rings verhegtem königsforste
    mir nie ein wild mit stattlichem geweih, ...
    ein vogel kaum, mit hungrigem geschrei
    hintaumelnd um die dürren klippenhorste.

    -> nur zuweilen kreischt verspätet ein vom horst verirrter geier.

    3) übertragen auf eine hoch gelegene menschliche wohnung, namentlich eine ritterburg (vgl. felsennest):

    -> was sitzet ihr daheim in euren horsten.

    -> es ragt, umkrönt von thürmen, empor aus dunklem forst
    ein steiler, luftger felsen, das ist der raubherrn horst.

    4) obersächsisch heiszt horst auch ein haufen sand oder erde, den besonders das wasser zusammengeführt hat;
    • bei den mannsfeldischen bergleuten ist es eine scharfe, unregelmäszige biegung eines flötzes nach oben oder unten, kleiner sattel oder kleine mulde.

    Quellen u.a.:
    • Hans Bahlow-Deutschlands geographische Namenwelt
    • Duden- Geographische Namen in Deutschland
    • Brüder Grimm-Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
Liebe Grüße Manni
Zuletzt geändert von Gast am 01.03.2007 18:55, insgesamt 1-mal geändert.
Irmgard
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Die nächste Bauerschaft-diesmal Horst

Beitrag von Irmgard »

und was soll die Sammlung von Erklärungen?
Kann man sich da eine für Werne Horst raussuchen?
Dann hätte ich noch eine :
Zugehörigkeit zum Hause/ der Familie Horst :
http://www.pimath.de/PiRuhr/Orte/haus_horst.htm

Es gibt in Essen ein unteres und ein oberes Horst.
Wie passt das in die Deutungen?
Brachte die Familie den Namen von einem anderen Horst mit und nannte ihre Behausung dann Horst?
oder ist die Örtlichkeit eine Horst-Qualität?

Wenn du eine Erklärung für DEIN Horst willst, dann schau dich in der Region um.
Gibt es noch andere Örtlichkeiten, die so benannt sind?
Wieso heißt der Hügel nicht Wurt? oder Wört?
------
ganz nebenbei stört mich die von Grimm übernommene Rechtschreibung.

Es grüßt dich die 'Muse' Irmgard ;-)
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

Fam.-Nam.-Bildung und Wort-/Begriff-Erklärung sind zweierlei! Wort- bzw. Begriff-Erklärungen führen zur Personifizierung eines Fam.-Namens und sind unbewiesene Spekulationen! Tatsächlich sind Fam.-Namen Adressen (wie ihre adligen Vorbilder) nach regionalen Regeln gebildetet aus Orts-/Örtlichkeitsnamen =Herkunftsnamen, die sich manchmal fälschlich als Worte lesen!
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Hendrik_Kutzke
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Re: Die nächste Bauerschaft-diesmal Horst

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Manni hat geschrieben:
  • Horst, würde ich ‚Erhebung in einer Niederung’ deuten.
wieso in einer Niederung?

Horst = eine gehobene oder zwischen abgesunkenen Teilen der Erdrinde stehen gebliebene, von Verwerfungen begrenzte Scholle.

Bild

Hendrik Kutzke
Irmgard
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Re: Die nächste Bauerschaft-diesmal Horst

Beitrag von Irmgard »

Ich bin immerwieder beeindruckt, wenn ich sehe, wieviel die Alten schon wussten.
Ich könnte mit dieser Skizze in der Hand in der Gegend stehen und sähe den Horst vor lauter Gestrüpp nicht ;-)

Aber ganz andere Frage:
heißt das wirklich Bauerschaft ? nicht Bauer-n-schaft? so, wie Gemeinschaft der Bauern = Bauernschaft ein Verbindungs-n- bekommt?
oder sagt ihr regional Bauerschaft, wie es die alte Schreibweise in den Urkunden ist?
frage nur mal neugierig :-)

lieben Gruß.. Irmgard
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

Fam.-Nam.-Bildung und Wort-/Begriff-Erklärung sind zweierlei! Wort- bzw. Begriff-Erklärungen führen zur Personifizierung eines Fam.-Namens und sind unbewiesene Spekulationen! Tatsächlich sind Fam.-Namen Adressen (wie ihre adligen Vorbilder) nach regionalen Regeln gebildetet aus Orts-/Örtlichkeitsnamen =Herkunftsnamen, die sich manchmal fälschlich als Worte lesen!
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Irmgard,
heißt das wirklich Bauerschaft ? nicht Bauer-n-schaft? so, wie Gemeinschaft der Bauern = Bauernschaft ein Verbindungs-n- bekommt?
oder sagt ihr regional Bauerschaft, wie es die alte Schreibweise in den Urkunden ist?


Wird tasächlich Bauerschaft geschrieben. Ob das regional so ist entzieht sich meiner Kenntnis. Steht so auch in alten Büchern drin.
und was soll die Sammlung von Erklärungen?
Kann man sich da eine für Werne Horst raussuchen?
:lol: :lol: :wink:

Natürlich nicht... :P
Ich dachte mehr an ein Ausschlußverfahren. Also ihr zitiert mir das Unsinnige und ich schmeiß es dann raus.

Eine Zugehörigkeit zum Hause/ der Familie Horst gibt es nicht.

@Hendrik: Was du alles rauskramst... :lol:
Hab ich noch nie davon gehört. Horst liegt wirklich auf einer Anhöhe (ich glaub 155m ü. NN)

Allerliebste Grüße
Manni
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Manni :D

"Horst" ist eine Bezeichnung für ein abgeholztes Stück Wald, auf dem noch Reste von Gebüsch und Gestrüpp stehen.

Das Wort "Horst" ist ein altsächsischer Siedlungsname. Er besagt, daß die Menschen den Schutz des Waldrandes zur Anlage ihrer Behausungen aufgesucht haben, und nicht Wohnstätten "im" Wald anlegten.

Hier der Link zu der obigen Aussage:

http://www.family-horstmann.net/ho_name ... 20Horst%22

Liebe Grüße

Alois
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Hendrik_Kutzke
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Beitrag von Hendrik_Kutzke »

sehr schön Alois,
altsächsisch gefällt mir schon ganz gut.
G o t t s c h a l d s Erklärungsthese bezieht sich auf den FN Horstmann.
Manni möchte aber Thesen für den ON Horst!

@Manni: "Horst liegt wirklich auf einer Anhöhe (ich glaub 155m ü. NN)"
na, dann habt ihr da ja gute Luft- es weht ein laues Lüftchen. :)

Hendrik Kutzke
Gast

ON Horst, Deutungsversuche u.-vergleiche aus dem Bereich der

Beitrag von Gast »

Hallo,

der ON Horst, Deutungsversuche u.-vergleiche aus dem Bereich der Geotektonik.

Wenn ich meine Deutung
  • Horst würde ich ‚Erhebung in einer Niederung’ deuten
und mit der Aussage
  • gehobener oder infolge von Absinken der Umgebung stehengebliebenen meist von parallelen Verwerfungen begrenzten Teil der Erdkruste
vergleiche, dann treffe ich doch annähernd den Kern.Oder was meint ihr dazu?
Nächste Frage hierzu: Konnten das unsere Vorfahren wissen?
- gehobener oder infolge von Absinken der Umgebung stehengebliebenen meist von parallelen Verwerfungen begrenzten Teil der Erdkruste
http://www.schulnote.de/Bruchschollenge ... ferat.html

Horst: ein relativ zu seiner Umgebung an mehr oder weniger parallel streichenden
Verwerfungen aufgeschobener Streifen der Erdkruste (z.B. Thüringer Wald)
http://www.ibf.uni-karlsruhe.de/downloa ... 20Horst%22

Scholle, die von zwei parallel laufenden Verwerfungen begrenzt ist und sich gegenüber tektonisch abgesenkten Nachbarschollen erhebt; sie kann dabei nur stehengeblieben sein, während die Nachbarschollen absanken (?); teilweise gehobener Horst = Halbhorst; Begrenzung durch Aufschiebungs- (Pressungsbruch) oder Abschiebungsbrüche (Zerrungsbrüche);

(Inversion) häufig zu beobachtende Erscheinung, bei der in Faltengebirgen oder Bruchschollengebirgen die orographisch höchsten Erhebungen aus Schichten hervorgegangen sind, die sich in tektonischer Tieflage befinden, z.B. geologische Mulden oder tektonische Gräben; demgegenüber befinden sich die Tiefenlinien einschließlich der Täler in Bereichen tektonischer Hochlagen, z.B. Antiklinalen; eine weitere Voraussetzung besteht in der verschiedenen geomorphologischen Widerständigkeit der Gesteine innerhalb der gefalteten bzw. gehobenen und gesenkten Schichtpakete; bestehen nämlich die Antiklinalen aus wenig widerständigen Gestein, werden diese auch orographisch hochliegenden Gebiete zuerst und am intensivsten abgetragen, so daß anstelle der Antiklinal-Vollform bald eine Mulde entsteht, während die tektonischen Tieflagen, die sich in widerständigen Gesteinen befinden, sukzessive zu orographischen Vollformen herauswachsen, weil sie weniger rasch oder gar nicht abgetragen werden; ... bedeutet, daß eine geologische Schicht unter einem Berg tiefer liegt, als die entsprechend unter der angrenzenden Ebene; R. tritt ein, wenn tektonisch stärker gehobene Krustenteile (Sättel, Horste) durch Abtragung zu orographischen Vollformen um-gebildet werden; Voraussetzung: durch tektonische Vorgänge müssen räumlich benachbarte Gesteine unterschiedlicher Widerständigkeit in den Abtragungsbereich gelangen;

Oft kommt es zu einem ganzen System von Verwerfungen die parallel in Scharen auftreten. Solche Bruchsysteme werden als Staffelbrüche bezeichnet. Die höchsten Punkte der einzelnen Bruchstufen werden Horst, die tiefsten Punkte Gräben genannt. Eine Scholle die sich schräg über die Schichten schiebt trägt die Bezeichnung Pultscholle.
Abbildung: Staffelbruch mit Horst, Graben und Pultscholle
Bild

Infoblatt Bruchschollengebirge:
https://www.klett.de/sixcms/list.php?pa ... lengebirge
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Hendrik_Kutzke
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Registriert: 08.04.2004 11:04

Re: ON Horst, Deutungsversuche u.-vergleiche aus dem Bereich

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Manni hat geschrieben: der ON Horst, Deutungsversuche u.-vergleiche aus dem Bereich der Geotektonik.

Wenn ich meine Deutung
  • Horst würde ich ‚Erhebung in einer Niederung’ deuten
und mit der Aussage
  • gehobener oder infolge von Absinken der Umgebung stehengebliebenen meist von parallelen Verwerfungen begrenzten Teil der Erdkruste
vergleiche, dann treffe ich doch annähernd den Kern. Oder was meint ihr dazu?
Nächste Frage hierzu: Konnten das unsere Vorfahren wissen?
:lol:, die Antwort ist JEIN.:-)
Manni, - das ist der Kern!
Wenn du dir alle Erklärungen ansiehst wird dir auffallen, dass sie im Prinzip einen Ort, Örtlichkeit beschreiben die höher liegt als das Umfeld. Das kann man auch auf Personen übertragen:
<Horst - alter deutscher Name, "der aus dem Gehölz Kommende.">
Der Kern ist – <herausstehende, hervorspringende, herausstreckende, usw.>!
Auch ein Wald steht heraus, ragt in den Himmel, deshalb kann ein Wald auch Horst sein.
Oder schau dir mal Alois Erklärung an „"Horst" ist eine Bezeichnung für ein abgeholztes Stück Wald, auf dem noch Reste von Gebüsch und Gestrüpp stehen.“ Da geht es um das <stehengebliebene>! (siehe Aussage oben).
Noch deutlicher wird es beim "Adlerhorst".

Hendrik Kutzke
Gast

Beitrag von Gast »

Danke Hendrik, danke auch an den Anderen,

hatte ich ja doch nicht ganz Unrecht mit meiner These :roll:

Jetzt muß ich dieses Thema nur vernünftig aufarbeiten, damit ich es auch abheften bzw. vortragen kann.

Liebe Grüße
Manni

PS: Macht auch schon mal Gedanken über den ON "Ostick"(werde ich in kürze einstellen).
Hört sich einfach an ist er aber nicht.
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