Schin- (Namen)

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Hendrik_Kutzke
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Schin- (Namen)

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

An die Spezialisten!

INPUT: Brauche mal ein paar Ideen zu dem Namensteil SCHIN- und zwar mit gewissen Einschränkungen.
1.) nur als Erstsilbe
2.) nur in Verbindung mit Zweitsilben die eine Beziehung zum Land, Landschaft Landwirtschaft, Ortschaften, usw. haben.
also wie
SCHIN-N-EN
SCHIN-VELD (FELD)
SCHIN-HOF(ER)
SCHIN-HOVEN
SCHIN-WALD
SCHIN-SCHOLL (Bauer, Hof,)

Keine Gerätschaften wie z.B. bei Namen:.
SCHIN-NAGEL
SCHIN-HAMMER
SCHIN-STUHL

Keine sonstigen Bezüge wie z.B.:
SCHIN-TAG

Und wirklich nur [!] SCHIN [!] nicht SCHIAN-, SCHOEN-, SCHIND-, SCHINCKEN, SCHEIN oder ähnliches, auch nicht ostdeutschen Varianten wie CZINCZOLL, CZINSCHOLL uns CZINZOLL.

Leider kann ich keine Orts- und Zeitangaben machen, aber die SCHIN-... sollten im Bereich Südlimburg (Niederlande) bis Mecklenburg und Pommern vorkommen, mit Ausreißern in Dänemark und/oder Sachsen.
Damit kann man vermutlich die bayrischen SCHIN- ausklammern, es sei den es gibt/gab entsprechende Auswanderer.

Ich weiß das ist alles ein wenig speziell, aber probieren geht über studieren :-).

Hendrik Kutzke
Friedhard_Pfeiffer
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Re: Schin- (Namen)

Beitrag von Friedhard_Pfeiffer »

Hallo,
Schin-härl = Schön-haar, Schön-kopf, Schin-leber = Schön-leber (ein schönes Leben führend). Bei Ihren Beispielen würde auch Schin = Schön passen.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhard Pfeiffer
M. Tomec

Re: Schin- (Namen)

Beitrag von M. Tomec »

Hallo Herr Kutzke,
nur bei H. Bahlow (Deutschlands geographische Namenwelt) fand ich noch folgendes:

...Schönnen bei Michelstadt im Odenwald (inmitten prähistorischer Namen) dürfte Schinnen, Schienen entsprechen: scon,scen, scin meinen "Binsicht, Röhricht, Sumpf". Siehe Sconebrok, Sconelo, Sconelar unter Schüller, Schonungen. Vergleich auch In der Schöne, Schene, Schiene/Württ.

Gruß
M. Tomec
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Hendrik_Kutzke
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Re: Schin-dank an Hernn Pfeiffer

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Hallo Herr Pfeiffer,

vielen Dank (Schin-Dank) für Ihren Beitrag zu "schin"; und sie haben recht, das passt schon (schön) :-).

Für den Süddeutsch-Österreichischen Raum dürfen wir "schin" = "schön" als gegeben annehmen, wobei "schin" = (mhd.) Schein, Glanz, Helligkeit und damit übertragen Schönheit anzusetzen ist. Dabei wird "schön" in der Bedeutung "gut" auftreten, wie z.B. bei dem BÜN wie SCHINNAGEL = SCHÖNNAGEL= Nagelschmied (einer der qualitativ gute (schöne) Nägel herstellte).
Auch SCHINHÄR = SCHINHAAR und SCHINLEBER = SCHÖNLEBER sind ausgesprochene Süddeutschen Namen.

Ob dies in dieser Breite auch im Norddeutschen Bereich zutreffend ist bezweifle ich.
(S. a. AW an Herrn Tomec).

Herzlichen Gruß
Hendrik Kutzke
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Hendrik_Kutzke
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Re: SCHOON-Dank an Herrn Tomec

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Hallo Herr Tomec,

Danke für Ihre Hinweise.
Da ist natürlich etwas dran, "scon, scen, scin meinen "Binsen, Röhricht, Sumpf"…"; im Niederländischen findet man "schin" in Namen wie SCHIN OP GEUL, SCHINNEN, SCHINGEN, SCHINVELD die im Wesentlichen in Beziehung zu ihrer landschaftlichen Prägung stehen,
also nicht zu "schön", was dort "schoon" heißt und in SCHOONVELD, SCHOON(E)BEEK, SCHOONENBURG, SCHOONBRON, SCHOONDORP, SCHOONHOVEN usw. zu finden ist.

Der Hinweis auf "Schienen" ist noch ganz spannend, dem werde ich mal nachgehen.

Gruß an die Emscher
Hendrik Kutzke
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Hendrik_Kutzke
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Re: schin und Schlilf

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Zwischenbericht:

Es gibt mehrere Ansätze die <schin> und <schem> in Hinblick auf ON, ÖN, FlN und Flurnamen den Ansatz "schemmer" = "Schilf" setzen sowie einen Bezug zum 'verwandten'[?] Wort "scam" (=Sumpfwasser, Schilfwasser) herstellen.

Überzeugen ist die Beweisführung jedoch bisher in keinem Fall.
Ich bleibe dran :-)!

Hendrik Kutzke
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Hendrik_Kutzke
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Re: <schin> und <schimm>

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Querverweis zu Irmgards <schem> und <schim>

Moin Irmgard,

wie Dir vielleicht nicht entgangen ist untersuche ich z.Z. den Namensteil <schin>.
Dieser ist ähnlich gelagert wie <Schem, Schim>, ja es ist sogar nicht auszuschließen,
dass es Überschneidungen und Bedeutungskonkurrenzen (Bedeutungskreuzung) beider Namen gibt und somit eine Bedeutungsvarietät (geringfügig abweichende Bedeutung) vorliegen kann.
Weiterhin ist nicht auszuschließen, dass manchmal auch eine Verschreibung vorliegt,
<schin> stand <schim>, <schim> statt <schein>, <schein> statt <schön> u.a..

Die Deutung von Christian Benz scheint mit zu "Moderlastig" und es sieht sehr nach einem Bahlow´schen Ansatz aus. Grundsätzlich ist diese Deutung möglich, aber es spricht auch viel dagegen.

Meine Untersuchung wird sicher nach mindestens noch 1 –2 Jahr dauern, aber ich will meinen jetzigen Stand trotzdem ruhig mal anreißen.

<Schin> wie <Schim> dürften mit zwei verwandten Felder zu tun haben:
a) Schein, scheinen – mhd. schinen, ahd, scinan in der Bedeutung glänzen, schimmern, u.a.
b) Schemen, Scheme - mhd. schem(e) = Schatten, Schattenbild, Spukbild, (Licht und Schatten), im weitesten Sinne auch Abdeckung, Versteck, siehe auch Schem (alt) Maske, Larve (neu)- usw..

Hendrik Kutzke
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Claus J.Billet
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Re: Schin- (Namen)

Beitrag von Claus J.Billet »

hm....
nur mal so einwerf:
Schin-derhannes, Schin-danger, Schin-dacker,Schin-derbuckel ?
*grübel*
Wappen-Billet.de
M.d.WL
M.d.MWH.
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Hendrik_Kutzke
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Re: Schin- (Namen) ohne Schind?

Beitrag von Hendrik_Kutzke »

Moin Claus,

dank Dir für Dein Brainstorming :-);
doch leider hast du die falsche Silbe erwischt.
Schind(er)-hannes, Schind-anger, Schind-acker, Schind(er)buckel, ...
Oder Schind(en)kerl und Schind(en)schelm ... :-)

Trotzdem bedenkenswert ist Dein Einwand, denn wie steht es mit
Schinderling = Weißpfennig?
Kommt der Name von weiß = glänzend, oder ist es eher negativ zu sehen?

Hendrik Kutzke

Schinderling:
minderwertige Münze von geringem Silbergehalt; 1457-60 in Form von Pfennigen und Kreuzern von den Münzstätten Friedrichs III. (mit Ausnahme von Wien), von Adeligen, die von ihm mit einem Münzrecht ausgestattet worden waren, sowie von den Münzstätten Albrechts VI. im heutigen Oberösterreich geprägt. Die Folge war eine Inflation, die durch einen Münzumtausch im Verhältnis 4 : 1 beseitigt wurde, aber noch länger nachwirkte. Der im Spätmittelalter renommierte Wiener Pfennig hatte damit endgültig seinen guten Ruf verloren.
Irmgard
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Re: Schin- (Namen)

Beitrag von Irmgard »

Hallo Hendrik,

der Name / die Bezeichnung : Schinderling ist sicher negativ zu sehen - eben von "schind-en" kommend (man kann auch Gewinn schinden , nicht nur die Haut abziehen, sondern auch "das Fell über die Ohren" usw..)

zu Schim / Schin : ja, natürlich ist auch immer ein Schreibfehler oder ein Dialekt für eine "neue" Schreibweise ein möglicher Verursacher. Dann bliebe aber der Sinn trotzdem derselbe.

Nehme ich nun meine Marlene Im Schimhause,gen Schimann (geb.um 1680) als Beispiel, so kann es sich um ein "modriges Haus" ebenso handeln, wie um ein "Schifferhaus"? siehe : Schimann / Schiemann... das würde ich allerdings nicht verallgemeinern wollen und mir ist nicht bekannt, ob diese Zusammenziehung auch im Westf. Gültigkeit hat.

Margareta/ Margreta/ Margretta von Schemissen´s Suffix "issen" kommt mir zwar rheinisch/ niederländisch vor; siehe Tönissen. Doch im Kölschen wäre der Anton eher der Tünn / Tünnes..
In Westfalen,Wiedenbrück, heißen die Schem "Schemm" oder auch "Schemb" ("b" zur Verstärkung des "m"). Daß es sich trotz der unterschiedlichen Schreibweisen um ein- und dieselbe Familie handelt zeigen die familiären Beziehungen. - aber warum hat sie das "issen"...???
Kommt sie vom Schemhof, wieso heißt sie dann nicht Sartorius oder Schnider wie alle Besitzer des Schem-Hofes? <Bemerkung am Rande: der Hof liegt nur 11km von Gummersbach entfernt - eine Region, die durch Bergbau früh unabhängige und reiche Bürger hatte>
Wie wäre die Bedeutung : Schem , jüdisch = Name Gottes;Altes Testament: wird mit dem Schem aus dem Lehm (nicht Staub!) ein Mensch...

oder: Schemes = James = Jakob ? - bedacht sei: Schemhof =1455: Sartorius Mitbegründer der Bruderschaft des Kreuzes ..
Zu Spekulieren gibt es massig und vieles hört sich gut und schlüssig an.. aber ob´s stimmt?

Generell neige ich dazu, daß Schin und Schem/ Schim nichts miteinander zu tun haben. Aber das ist meine unfundierte Meinung! Du wirst uns sicher über Deine Forschung auf dem Laufenden halten.

Hab´Dank für Deine viele Mühe mit meinen alten Damen Schim und Schem..
schöne Grüße.. Irmgard
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

Fam.-Nam.-Bildung und Wort-/Begriff-Erklärung sind zweierlei! Wort- bzw. Begriff-Erklärungen führen zur Personifizierung eines Fam.-Namens und sind unbewiesene Spekulationen! Tatsächlich sind Fam.-Namen Adressen (wie ihre adligen Vorbilder) nach regionalen Regeln gebildetet aus Orts-/Örtlichkeitsnamen =Herkunftsnamen, die sich manchmal fälschlich als Worte lesen!
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