Lagerbuch 16. Jh.

Bei Problemen mit dem Entziffern alter Schriften kann hier hoffentlich gegenseitig geholfen werden.
Auch die Bedeutung unbekannter Ausdrücke in den alten Schriften kann hier erörtert werden.
Oft benötigt man auch Hilfe bei Schriften, die in anderen Sprachen verfasst sind.
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TanjaB
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Lagerbuch 16. Jh.

Beitrag von TanjaB »

Hallo,
nach längerer Abwesenheit melde ich mich hier mal wieder - und habe gleich eine Bitte: Kann mir jemand beim Entziffern eines Ausschnitts aus einem Lagerbuch aus dem 16. Jh. helfen?

Mit Sicherheit erkenne ich nur den Namen "Bonifatius Böringer" - natürlich würde ich aber gern wissen, was dort sonst noch steht.

Hier der Link: http://ahnenforschung.tanja-boehringer. ... fatius.gif

Schon mal vielen Dank für die Mühe...

MfG
Tanja
Irmgard
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Beitrag von Irmgard »

Hallo Tanja,

finde ich schön, daß du dich mal wieder meldest :-)

Den Text las ich schon bei Christian und dachte, er würde dort sofort entziffert und habe mich nicht gekümmert.

Ich halte ihn nicht für ein 'Lagerbuch' - sondern ein Zinsbuch - eine Steuer, eine Abgabefestsetzung, bzw. Quittung für die Wiese hinter der Mühle - würde ich sagen..

So zinst wider
in das Colon

..zinst
ussen meines hausberg Haus
mullen witin hus plage (Hauswiese?)
ein halb (?fennig - eher nicht ) -?-

wie und womit (Geld, Maßeinheit) zahlten andere? das wäre interessant..

netten Gruß.. Irmgard
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TanjaB
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Beitrag von TanjaB »

Hallo Irmgard,

herzlichen Dank für deine schnelle Reaktion. Du hast ja schon fast alles herausgefunden. :)
Irmgard hat geschrieben:Ich halte ihn nicht für ein 'Lagerbuch' - sondern ein Zinsbuch - eine Steuer, eine Abgabefestsetzung, bzw. Quittung für die Wiese hinter der Mühle - würde ich sagen..
Ich habe diesen Ausschnitt (und leider nur diesen) von einem verwandten Ahnenforscher. Laut Quellenangabe müsste es ein Lagerbuch sein, kenne mich da aber nicht wirklich aus.

So zinst wider
in das Colon
Nach "Colon" musste ich erst mal googlen...
Der Colon ist wohl der Bauer - "das Colon" hab ich nicht gefunden. Kann da so eine Art bäuerliche Gemeinschaft gemeint sein?
ein halb (?fennig - eher nicht ) -?-
Vielleicht einfach "ein halb fennig"?
Zum Dialekt (Südfränkisch - quasi ein abgemildertes Schwäbisch ;)) könnte es passen.
wie und womit (Geld, Maßeinheit) zahlten andere? das wäre interessant..
Eine andere Quelle aus dem gleichen Ort und dem Jahr 1614 nennt diese Währung: "guter grober Silbermünze in Landeswährung, den fl. zu 15 Bazen oder 60 Kreuzer gerechnet".

Bin gespannt, ob wirklich alles entziffert werden kann.

Danke nochmals und freundliche Grüße
Tanja
Irmgard
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Beitrag von Irmgard »

Colon bezeichnet
a) das Register/ Verzeichnis -

b) die Wiederkehr der Zahlung (Zahlenkolonne)

Colon heißt aber auch einfach <Bauer>

deshalb könnte es sich auch um eine Quittung handeln für die Miete/ den Pachtzins, denn er zahlt nicht in Geld. Die Währung wäre abgekürzt.
Es fehlt auch der Zahltag.. hm..

Vielleicht geht mir ja noch ein Licht auf :-) oder es fehlt ein wichtiger Textteil.

Wie ist dein Forscherfreund an das Teil gekommen? wo hat er es her? Vielleicht kann man an der Quelle (dem Archiv) mehr Info bekommen?
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TanjaB
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Beitrag von TanjaB »

Irmgard hat geschrieben:Colon bezeichnet
a) das Register/ Verzeichnis -

b) die Wiederkehr der Zahlung (Zahlenkolonne)

Colon heißt aber auch einfach <Bauer> ?
Klasse - wieder was gelernt :)
Wie ist dein Forscherfreund an das Teil gekommen? wo hat er es her? Vielleicht kann man an der Quelle (dem Archiv) mehr Info bekommen
Mein Verwandter lebt in den USA und hat bereits um 1982 seine deutschen Wurzeln erforscht (siehe: http://ahnenforschung.tanja-boehringer.de/prolog.html). Er hat daraus eine Art Buch gemacht und darin findet man diesen Ausschnitt.
Die Bildunterschrift lautet:
Bestand: H101 Bd 1301 Bl 384V Film: 1386/8 27
Das Archiv ist vermutlich das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, wie bei den anderen Quellen auch.

Vielleicht werde ich irgendwann mal meine Recherche dort fortsetzen, aber momentan schaffe ich das zeitlich nicht.

MfG
Tanja
Irmgard
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Beitrag von Irmgard »

nur nochmal eben schnell..
Anna Frederica Lupula - LUPULA könnte ihr Nachname sein
Sie hieße A.F.Wolf (Wölfin = rumänisch lupula) - sie kann aber ebenso aus Lupburg bei Nürnberg gekommen sein (eher wahrscheinlich) und bildete den FN (wie es auch besonders im Saarland üblich war) auf -(ul)a / Lup-ela - andernorts und näher an unsere Zeit hieße sie womöglich Luppert. Hier müßten sich Testament oder Heiratsvertrag finden lassen oder Rechtsstreitigkeiten.
Handwerker waren immer in der Zunft und konnten unverh. nicht Meister werden. Heiraten durften sie nicht unter ihrem Stand. Es blieben eigentlich nur Handwerkstöchter aus der gleichen Zunft (manchmal auch Witwen) oder (je nach Gewerk, angesehene) Kaufleute. Gesellen waren zum 'Wandern' gezwungen und mußten darüber ein Zunftbuch anlegen: wo bei wem gearbeitet usw. Mancherorts sind Zunftrollen und-Listen erhalten.
Zum Stadtrat wurden nur Leute mit Einfluss und Vermögen ernannt. Rat sein war nicht billig. Ratsleute hatten auch einen festen "Kirchenstuhl" (Spenden an die Kirche/ Kloster).

Wenn du Reg.-Nummern hast, dann frag beim Staatsarchiv mal an, ob man dir eine Kopie zukommen läßt und um welches Dokument es sich hierbei überhaupt handelt.Frage gleich an, ob man dir den fraglichen Satz übersetzten könnte.
Dann kannst du auch gleich nach Findebüchern fragen (wenn die nicht online auf der web-Seite des Archives gelistet sind), die die gesuchte Zeit beinhalten.
Wenn du weißt, daß es Findebücher gibt, dann weiterfragen, wo man sie einsehen kann (Fernleihe? oder hat sie jemand im Internet)
man kann viel tun..

Ich denke, mir fällt zur Bezahlung nun aber nichts mehr ein ..

viel Spaß noch und schreib mal wieder, wenn es Neues gibt!.. würde mich freuen.

netten Gruß.. Irmgard
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TanjaB
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Beitrag von TanjaB »

Hallo Irmgard,

vielen Dank für die vielen Anregungen.
Irmgard hat geschrieben: Anna Frederica Lupula - LUPULA könnte ihr Nachname sein
Sie hieße A.F.Wolf (Wölfin = rumänisch lupula) - sie kann aber ebenso aus Lupburg bei Nürnberg gekommen sein...
Das wäre eine Möglichkeit. Zu dieser Zeit gab es aber auch den Vornamen Wolf in Brettach - Wolf Metzger, geb. um 1579 (auch ein Spitzenahn). Die oben Genannte soll ja evtl. mit einem Metzger verbandelt gewesen sein. ;)

Ich werde auf jeden Fall weiterforschen und das dann auch auf meiner HP veröffentlichen. Und hier werde ich auch wieder regelmäßiger reinschauen. ;)

MfG
Tanja
Irmgard
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Beitrag von Irmgard »

moin Tanja.

Wolf ist sowohl Hausname wie auch Rufname - aber deshalb schreib ich gar nicht :-)

Der Text bennet nur für WAS er zinst - nicht wann und nicht wieviel.

Also fehlt noch was.. ich vermute, es wurde nur eine Spalte einer Seite kopiert, weil hier der Name steht.
Es muß eine Flur-Abmesseng sein. Unnter diesem Gesichstpunkt kann 'mullen' messen heißen.. Hausmühle ist keine übliche Bezeichnung..
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

Fam.-Nam.-Bildung und Wort-/Begriff-Erklärung sind zweierlei! Wort- bzw. Begriff-Erklärungen führen zur Personifizierung eines Fam.-Namens und sind unbewiesene Spekulationen! Tatsächlich sind Fam.-Namen Adressen (wie ihre adligen Vorbilder) nach regionalen Regeln gebildetet aus Orts-/Örtlichkeitsnamen =Herkunftsnamen, die sich manchmal fälschlich als Worte lesen!
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