Hallo Matthias,
Du dürftest im Recht sein mit deiner Einschätzung, dass nur dem Seibert die Leibeigenschaft ERlassen wurde - er wurde nicht entlassen!
Leibeigenschaft heißt : ich biete dir Schutz und Land/Wohnstätte= Einkommen/Auskommen, dafür leistest du Abgaben= Steuern in Form von Ertrag und Dienstleistung.
Nun muss man sich fragen, wieso konnte Seibert auf "Schutz" verzichten? Eine Voraussetzung war: er war bereits frei und er besaß entweder Eigentum oder war ein Handelsmann. Um aber in diesem Punkt Gewissheit zu bekommen, benötigst du die Bedingungen der Stadt zur Einbürgerung.
Auf deiner HP las ich, dass der Name Burck vor dem Burgck geschrieben wurde. Das lässt vermuten, dass er nicht auf den Rufnamen Burghard/Burchard zurückgeht, sondern auf den Herkunftsort Burg wie z.B. Burgschwalbach (ist knapp 100km entfernt).
Interessant ist auch, dass keine Herkunftsangabe gemacht wurde. Das könnte bedeuten, dass man schon länger in dem Ort ohne Bürgerrechte ansässig war* oder vor dem Ort wohnte.
*man konnte in manchen Orten nach 5 Jahren Bürger werden, wenn man sich redlich verhielt und man Bürgen benennen konnte. So konnten auch entlaufene Leibeigene frei werden. Zur Leibeigenschaft gehörte nämlich auch das Züchtigungsrecht, wenn einer sich auf und davon machen wollte/ gemacht hatte. Zu diesem Züchtigungsrecht gehörte das öffentliche Auspeitschen oder Schlagen mit einem Brett des Gesässes - daran konnte man sterben und es diente zur Abschreckung. Entlaufene durften auch von den Häschern einfach erschlagen werden. Wollte man reisen oder den Wohnort wechseln benötigte man eine ENTlassung = einen Freibrief.Wer auch nur zur Hochzeit der Nichte in den Nachbarort wollte, musste sich beim Schulzen abmelden bzw. eine Reisegenehmigung einholen. Man brauchte einen Passierschein = Pass.
Warum wurde bei der Einbürgerung auf Bürgen verzichtet?
Wieso wurden sie zusammen vereidigt? waren sie verwandt? reichte es, wenn nur einer aus der Familie leibeigen wurde?
Diese Fragen beantwortet dir nur das Einbürgerungsrecht der Stadt.
Unterlagen dazu finden sich vielleicht im Stadtarchiv. Zumindest würde ich dort fragen.
Viel Glück! und bitte mit Ergebnis hier wieder zurückmelden
