Zu Reg-Nr.:
1; 2; 19; 20; 21; 33; (Früh(e), Frü(h)auf(f), Frühinsfeld;).
Hier handelt es sich wahrscheinlich um
1. Übernamen nach der Wesensart
2. Satznamen
Übernamen nach der Wesensart
Die Einschätzung der Mitmenschen nach der Art ihres Wesens zeichnet sich in der Namengebung in vielen Gegensatzpaaren ab wie Demuth gegenüber Ho(ch)mut oder Klug(e), Klauck(e), Klugermann gegenüber Dumm, Thumb(shirn). Vgl. die folgenden
positiven (+) und negativen (-) Gruppen:
.......+ Früh(e), Frü(h)auf(f), Frühinsfeld;
So reflektieren Übernamen eine Art »sozialer Kontrolle«. Daher sind in ihnen negative Bewertungen häufig: Wunderlich für den Sonderbaren oder Launischen; Klump(e) für den Dicken oder Groben; Hahn für den Angeber oder Streitsüchtigen.
Doch werden durchaus auch positive Normabweichungen benannt: Frühauf, Morgenschweiß, -roth für den Frühaufsteher;
Satznamen
Aufgrund ihrer Bildungsweise sind als bes. Gruppe hier Familiennamen zu behandeln, die aus Sätzen zusammengerückt sind.
Bekannte Träger solcher Namen sind der Seeräuber Klaus Störtebeker (›stürze, leere den Becher‹),
der Gründer landwirtschaftl. Kreditgenossenschaften Friedrich Wilhelm Raiffeisen (›versehe Eisen mit Riefen = Rillen‹),
Peter Stuyvesant/Steuve-, Stövesand (›wirble den Sand auf‹, Übername für einen Reiter) oder Shakespeare (›schüttle, schwinge den Speer‹).
Als urspr. Sätze sind diese Namen alle mit Verben gebildet. Meist liegt der Imperativ zugrunde (Drinkut trink aus‹), manchmal vielleicht die Ichform (›ich trinke aus‹).
Auch Namen wie Frühinsfeld, Früh-, Gleichauf, Gehauf ›jäh auf‹ kann man dazu rechnen, weil bei ihnen Verben zu ergänzen sind: ›früh/jäh aufstehen/ brausen‹ usw.
Da die Satznamen Verben enthalten, also Tätigkeiten und Verhaltensweisen beschreiben, gehören sie bedeutungsmäßig entweder zur Gruppe der indirekten Berufsnamen (Schwinghammer, Schwingshackl, Schwingenschlög(e)l ›schwing den Hammer, das Beil, den Schlegel‹) oder zu den Übernamen; so wurden Streitsüchtige benannt als Heb(en)streit, -krieg, niederdt. Makeprang ›fang Streit an‹.
Die ältesten Satznamen sind bereits vor 1150 in Köln nachweisbar: Brechseif (›brich die Seife‹), Scuceverchen (›schütze, hege die Schweine‹). Sie erleben dann im 14./15. Jh. ihre Blütezeit. Dichter geben sich Beinamen wie Rumsland ›räume, verlaß das Land‹ oder Suchensinn ›erarbeite Bedeutungsvolles‹.
- In der satirischen Dichtung ›Der SPAM‹ von H.WITTENWILER um 1410 versammeln sich zur Beratung einer Hochzeit »Engelmar Fahrindiekuh, ... Hafenschleck und Nagenfleck, Schlingdenspeck und Ofensteck, ... Jütze Scheißindieblumen und Elsbeth Vollehose.«
Später nimmt die Anzahl der Satznamen wieder ab, aber BAHLOW 1982 hat immerhin 800 niederdt. Belege gesammelt.
Quelle: u.a.: [Atlas Namenkunde: Satznamen. Echonamen. Atlas Namenkunde, S. 365ff (vgl. AN, S. 153)
http://www.digitale-bibliothek.de/band124.htm ]
Liebe Grüße Manni